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Katastrophenfall für Nachterstedt aufgehoben / Concordia-See bleibt weiter gesperrt Siedlungshang wird gesprengt Häuser verschwinden komplett

Von Bernd Kaufholz 24.07.2009, 05:01

Der 70 Grad steile und knapp 150 Meter hohe Abrutschhang unterhalb der Nachterstedter Siedlung " Am Ring " soll gesprengt werden. Das teilte gestern Mahmut Kuyumcu, Geschäftsführer der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft ( LMBV ), mit. Dadurch werden die sieben evakuierten Häuser vom Erdboden verschwinden.

Nachterstedt. Der Katastrophenfall für Nachterstedt im Salzlandkreis wurde in der vergangenen Nacht um null Uhr aufgehoben. Damit ging die Verantwortung für das Gebiet auf der alten Bergbaukippe, in dem es Sonnabendnacht zu einem verheerenden Erdrutsch mit drei Toten gekommen war, in die Verantwortung der Stadt Seeland über.

Innenstaatssekretär Rüdiger Erben ( SPD ) erklärte gestern, dass die Überwachung des Gefahrengeländes inzwischen an die LMBV übergeben worden sei. " Alle Zufahrten sind gesperrt. Unmittelbar vor dem evakuierten Wohngebiet wird eine Kamera an einem Mast das Gebiet überwachen. "

Wirtschaftsminister Reiner Haseloff ( CDU ) versprach, dass das Tourismuskonzept am Concordia-See keinesfalls aufgegeben werde. " Allerdings muss es überarbeitet werden. Doch damit können wir erst beginnen, wenn die Gefahrensituation vorbei ist. " Vorher bleibe der See gesperrt. Lediglich die Ferienhaussiedlung, der Abenteuerspielplatz, die Gaststätte " Arche Noah " und die Skaterbahn blieben der Öffentlichkeit zugänglich.

LMBV-Geschäftsführer Mahmut Kuyumcu kündigte an, dass dem Abrutschhang unterhalb der Siedlung durch eine kontrollierte Sprengung die Gefahr genommen werden soll. Allerdings werde das so lange nicht geschehen, wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft andauerten. Jedoch bestehe die akute Gefahr, dass der Hang jederzeit unkontrolliert abrutschen könne.

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat indessen Pressemeldungen dementiert, wonach den zuständigen Behörden bereits längere Zeit bekannt gewesen sein soll, dass sich im Nachterstedter Wohngebiet " Am Ring " die Erde bewegt habe. " Die Staatsanwaltschaft ist falsch zitiert worden ", sagte Oberstaatsanwältin Silvia Niemann gestern der Volksstimme. Es stimme zwar, dass ein Bewohner des Gebietes, in dem es Sonnabendnacht zu dem verheerenden Erdrutsch gekommen war, an seinem Schuppen einen Riss und auf seinem Grundstück eine Absenkung festgestellt habe. " Aber er hat die Risse selbst verfugt und die Senke aufgefüllt. Die Behörden hat er nicht informiert. " Erst nach der Katastrophe sei der Mann damit an die Öffentlichkeit gegangen.

Auf eine entsprechende Frage antwortete auch Kuyumcu, dass er von vorangegangenen Rutschungen in diesem Bereich keine Kenntnis habe.

Kuyumcu bekräftigte, dass es auf den 100 000 Hektar Bergbausanierungsfäche mit mehr als 50 Seen niemals aus f nanziellen Gründen Abstriche an den Sicherheitsstandards gegeben habe. Die Rutschung habe die LMBV, die für die Bergbausanierung in vier Bundesländern zuständig ist, völlig unvorbereitet getroffen. Im Gegensatz zur Bergbaubehörde geht Kuyumcu davon aus, dass erste Ursachen schon " in einigen Wochen feststehen werden ".

Heute um 18 Uhr wird es in der evangelischen Kirche von Nachterstedt einen Gedenkgottesdienst für die drei Verschütteten geben. Nach der Katastrophe hätten viele Menschen Grund zu trauern, so Pfarrer Holger Holtz.

Sachsen-Anhalt / Meinung I