1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Wo die Riesen ihr Gold verstecken

Sagenhaftes im Jerichower Land Wo die Riesen ihr Gold verstecken

Das Jerichower Land feiert 2014 sein 20-jähriges Bestehen. Was macht
diesen Kreis so besonders? In einer Serie von A wie Anfang bis Z wie
Ziegelsdorfer Telegraf gehen Volksstimme-Redakteure der Sache auf den
Grund. Heute X wie X-Faktor: Von Kobolden, Riesen und Hexen berichten
die Sagen aus dem Jerichower Land.

17.06.2014, 01:24

Klein Lübars l Ein Mann verschwindet trommelnd in den unterirdischen Gängen von Burg. Eine Nixe beschützt in einem Zaubersee in der Gegend um die Rote Mühle die Tiere vor Jägern. Und für die gute Ernte in Körbelitz sorgt ein Kobold. So erzählte man es sich viele Jahre im Jerichower Land. Und Markus Kurze hat es aufgeschrieben. Sein Buch "Sagen aus dem Jerichower Land" ist bereits in der dritten Auflage erschienen. Bis heute sind fast 9000 Exemplare insgesamt verkauft.

Dem ausgebildeten Grundschullehrer kam das Fach Heimatkunde in der Schule zu kurz. Deswegen begann er 1997 mit den Sagen. "Ich habe mittlerweile ein eigenes kleines Archiv zu Hause", erklärt der Landtagsabgeordnete. Die Geschichten hat Kurze aus hunderte Jahre alten Heimatzeitungen und Chroniken zusammengetragen. In den Bibliotheken im Kreis kennt er sich mittlerweile gut aus. 84 Sagen umfasst sein neuestes Werk.

Manche Legenden klingen glaubhaft, andere wiederum nicht. Sollte im Genthiner Wald weißer Rauch zu sehen sein, ist es sicher der Geist der garstigen Frau, die dort einst in der Nähe von Bergzow lebte und als Hexe verbrannt wurde. Woher der Kreuzberg in Möckern seinen Namen hat? Christen vertrieben dort einen Riesen, in dem sie ihm das gefürchtete Kreuz vor die Augen hielten. Riesen lebten in der Region so einige. Die großen Steine des Hünengrabes liegen in Körbelitz, weil sich zwei der fantastischen Wesen um eine Frau stritten. Steine flogen und einer starb. Der andere schichtet ihm die Felsen zu einem Grab auf. "Es gibt in Sagen eben oft kein Happyend", erklärt Markus Kurze.

Er ist regelmäßig zu Gast in Schulen. "Die Liebe zur Heimat und die Lust am Lesen." Zwei Dinge, die er mit seinen Büchern auslösen will. Und es klappt. Kurze ist auf Ausflügen dabei - an die Orte der Legenden. Sein Lieblingsplatz: Die Heimchensteine bei Klein Lübars. Dort gräbt er auch mal mit den Schülern nach dem Höhleneingang. Immer auf der Suche nach dem versteckten Gold. Zwischen den Steinen soll sich ein Schäfer erhängt haben. "Schäfer tauchen oft in den Geschichten auf", sagt Kurze. Offenbar mal ein gängiger Beruf im Jerichower Land.

"In den meisten Fällen hat so eine Sage auch eine Lehre: Du sollst nicht zu spät kommen oder nicht lügen", zählt der Vater von zwei Kindern auf. Wenn die Politik Sommerpause macht, kürzt der Abgeordnete die historischen Texte ein. "Das muss kurzweilig und verständlich für die jungen Leser oder eben Zuhörer sein."

Und die lassen sich schnell mitreißen. Nicht selten kommt Markus Kurze in Erklärungsnot. Wo genau ist denn die Räuberherberge in Drewitz? Wie finden wir den Geheimgang in Burg? Die realen Ortsangaben machen eine Sage eben so besonders. Und für die Geschichte von der hilfsbereiten Marie soll es sogar einen Beweis geben: Die Rechnung des Zimmermanns, der die Hinrichtungsstätte gebaut hat, wurde auf dem Dachboden der Oberkirche gefunden. Die Burgerin hatte ein ausgesetztes Kind aufgenommen. Als es plötzlich starb, sollen die Klatschweiber von Burg ihr ein uneheliches Kind angedichtet haben. Deswegen musste sie sterben.