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Leipziger Institut: Bevölkerungsrückgang in Sachsen-Anhalt europaweit einzigartig Immer mehr Frauen ziehen weg

Die Landflucht aus Sachsen-Anhalt nimmt zu. Einer bislang
unveröffentlichten Studie aus Leipzig zufolge ist die Abwanderung
inbesondere aus der Altmark im europäischen Vergleich am höchsten.

Von Oliver Schlicht und Steffen Honig 14.11.2013, 01:02

Magdeburg | "Die Kombination aus Alterung und Abwanderung beim Bevölkerungsschwund in Sachsen-Anhalt ist einzigartig", sagte der Leipziger Demografieforscher Tim Leipert der Volksstimme. In Europa befände sich das Land inzwischen "in einer Liga mit Nordost-Bulgarien, Ost-Ungarn und zunehmend den baltischen Ländern."

Leipelt arbeitet am Institut für Länderkunde aktuell an einer neuen Studie zur demografischen Entwicklung Sachsen-Anhalts im europäischen Vergleich. Bereits 2011 hatten die Leipziger Forscher entsprechende Forschungsergebnisse vorgelegt. Am Mittwoch wurden erste Ergebnisse aus der neuen Studie bekannt. Leipelt bestätigte einen MDR-Bericht, wonach es in der Altmark inzwischen Regionen gibt, wo auf 100 Männer nur noch 70 Frauen kommen. 2008 waren es laut der Studie 2011 noch 80 bis 90 Frauen. Die Abwanderung von jungen Frauen verschärfe den Trend zum Bevölkerungsrückgang, weil damit die Basis von Familiengründungen verloren gehe.

Leibert spricht von einer "Abwanderungskultur", die sich trotz eines Wandels der ländlichen Regionen hin zum Positiven inzwischen verselbstständigt habe. Junge Menschen hätten das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit ihrer Heimatregion verloren und werden in diesem Gefühl häufig von ihren Eltern bestärkt.

Sachsen-Anhalt liefere in dieser Beziehung allerdings kein einheitliches Bild. "Die Schere zwischen ländlichen Regionen und Magdeburg und Halle geht immer weiter auseinander. Die Großstädte verzeichnen Zuwachs vor allem durch Studenten", sagte der Experte. Diesen Trend bestätigt eine Studie des Prognos-Instituts, die die Wirtschaftskraft aller 402 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städte untersuchte.

Nach den im "Zukunftsatlas 2013" zusammengefassten Ergebnissen gibt es in den neuen Bundesländern eine zunehmend positive wirtschaftliche Entwicklung in Ballungsräumen wie Dresden, Potsdam, Rostock, Leipzig und Erfurt. Dieser Entwicklung sei es zu verdanken, dass heute in den neuen Ländern weniger Menschen als 2004 in einer Region mit hohen Zukunftsrisiken leben. In den alten Ländern ist dieser Trend gegenläufig (Infografik). Schuld sei das wirtschaftliche Abrutschen von bevölkerungsstarken Städten aus dem Ruhrgebiet.

Auch in einem anderen Punkt stützt der "Zukunftsatlas" die Leipziger Ergebnisse. Landkreise aus Sachsen-Anhalt sind deutschlandweit Schlusslicht bei der Wirtschaftskraft. Und dies gilt allgemein als wichtigster Grund für Abwanderung.