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Zwei Wochen nach der Flut wird das Ausmaß das Katastrophe für Rennbahn, Golfklub und Sportpark sichtbar Herrenkrug: Ein Totalschaden nach dem anderen

Von Rainer Schweingel 24.06.2013, 21:31

Magdeburg. Der Herrenkrug gilt als einer der schönsten Parks der Stadt. Ausgerechnet hier zeigte die Flut ihre hässlichste Seite. In weiten Teilen des Geländes steht noch immer Wasser. Wo es abzog, bleibt ein Grauschleier und vielfach Totalschaden zurück.

Wasser, so weit das Auge reicht. Auch 14 Tage nach der Flut, die den Park meterhoch überschwemmte, hat das Wasser die Parkanlage vor allem an tiefer gelegenen Stellen fest im Griff. Am stärksten noch immer betroffen: Das Gelände, das sich Golf-, Renn- und Reitverein teilen. Wo sonst zu Renntagen Tausende ihre Tippscheine abgeben, steht die Brühe noch knietief - und fängt an zu muffeln. "Wir tun, was wir können, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis das Wasser weg ist", gibt Johannes Kempmann, Technik-Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg, eine vorsichtige Prognose ab.

Derzeit haben die SWM alle verfügbaren Hochleistungspumpen im Einsatz und unterstützen das THW beim Trockenlegen des Herrenkrugs. Am Deich zur Umflut dröhnen deshalb die Motoren. Wulstige Schläuche befördern unter Hochdruck schaumiges Wasser in die Umflut.

Vorführplatz, Startbox und Wetthalle - alles unter Wasser

Ein paar Hundert Meter weiter werden mit jedem Zentimeter sinkenden Wassers die Schäden sichtbarer. Während das Herrenkrug-Hotel bis zum Herbst schließen musste (Volksstimme berichtete), ist für Golf- und Rennverein derzeit völlig unklar, wie es weiter geht. "Das Rennbahngebäude, Heimstätte für mehrere Vereine, steht schon wieder trocken, doch die Schäden gehen in die Zehntausende", schätzt Johannes Kempmann, selbst Mitglied im Golfklub. Tresenanlagen, Fußbodenheizungen, Sanitäreinrichtungen - alles hinüber, manches schwamm sogar fast an der Zimmerdecke. Draußen vor der Tür steht noch bis zur Schwelle das Wasser. Mittendrin: Vorführplatz, Startbox und Wetthalle des Rennvereins.

300 Meter weiter ebenfalls ein trostloses Bild: Der Sportpark Herrenkrug. Drin stand das Wasser vor 14 Tagen bis 1,80 Meter, draußen steht es jetzt noch knöcheltief. Die Tennisplätze mutieren zum Sumpfgebiet. Traurig schauen sich immer wieder Passanten den Zustand an. Inhaber Jörg Düniß war gestern das erste Mal seit der Flut in seinem Sportpark. Ergebnis der Sichtung: "Ich rechne mit einem Schaden von mehreren Millionen Euro an Gebäude und Inventar. Zum Glück bin ich versichert, aber noch ist unklar, ob und was gezahlt wird." Für den Unternehmer, der den Sportpark zu neuer Blüte führte, so etwas wie ein wiedergekehrter Albtraum. 2002 ging er schon einmal in den Fluten unter. Damals als Untermieter von Teilflächen im Sportpark, nun erstmals als Chef des gesamten Areals.

Wenn es machbar ist, soll wieder geöffnet werden

Morgen soll es eine erste Begehung mit einem Versicherungsvertreter geben. Sportparkchef Jörg Düniß will aber nicht aufgeben. "Wenn es irgendwie machbar ist, werden wir wieder öffnen, vermutlich aber nicht mehr in diesem Jahr." Seine 18 festangestellten Mitarbeiter sind - wenn die Versicherung zahlt - zumindest finanziell abgesichert. Von seinen 27 Saisonkräften musste er sich notgedrungen trennen. Ausgesetzt sind auch die Verträge mit den 2000 Kunden des Sportparks. Beiträge werden nicht mehr eingezogen.Unterdessen laufen die Pumparbeiten weiter. Nach einem ausgeklügelten System wird das Wasser von einer Senke zur nächsten und dann schließlich übern Deich Richtung Umflut oder Elbe befördert. Besonders bitter: Mit jedem Zentimeter Trockenlegung wird ein Totalschaden nach dem anderen sichtbar.

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