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Hochwasserschutz Schieber sollen Rothensee vor neuen Fluten schützen

Von Stefan Harter 31.07.2015, 21:41

Magdeburg l Zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Elbe über die Ufer trat und im Industriegebiet und der Ortslage Rothensee schwere Schäden verursachte. Seitdem hat das Amt für Brand- und Katastrophenschutz (Amt 37) einen Notfallplan ausgearbeitet, der bei einem möglichen neuen Rekordhochwasser die Unternehmen und Anwohner vor einer erneuten Überflutung schützen soll.

Neben einer langfristig geplanten, weil finanziell noch ungeklärten baulichen Absicherung der Hafenkante, die bis zu 14 Millionen Euro kosten soll, gibt es bereits einen Plan für einen operativen Schutz. Dieser soll theoretisch innerhalb von drei Tagen eingerichtet werden können. Sein Fundament sind 20 000 Big-Bags und eine halbe Million Sandsäcke, die auf circa 8 Kilometer Länge entlang der Hafenkante aufgeschichtet werden. Bis zu einem angenommenen Wasserstand von 7,80 Meter am Pegel Strombrücke würde dieser Wall Schutz bieten - 2013 waren es "nur" 7,47 Meter Höchststand.

So weit, so gut. Doch eine Schwachstelle bei diesem Plan gibt es noch in der Saalestraße, wie der Leiter des Katastrophenstabs Holger Platz und Helge Langenhan vom Amt 37 bereits im Februar in der Rothenseer Gemeinwesenarbeitsgruppe informierten. Die Verteidigungslinie soll im Notfall auf der Ostseite der Straße verlaufen und aus einem 30 bis 50 Zentimeter hohen Sandsackwall bestehen.

Neue Überflutung droht durch 16 Wassereinläufe

Auf den Flächen östlich der Straße gibt es jedoch genau 16 Regenwasser- und Abwassereinläufe, über die im Hochwasserfall zunächst die Kanalisation und in der Folge die Ortslage geflutet werden würden, wie Holger Platz in einer neuen Beschlussvorlage detailliert erklärt. Und das passiert bereits ab einem Strombrücken-Pegel von 7 Meter.

Neue Kanalschächte nötig

Um dies künftig zu verhindern, sollen in diese Einläufe sogenannte Absperrschieber eingebaut werden, die den Zufluss in die Kanalisation bei Bedarf stoppen können. Dies sei "unverzichtbar", betont Platz, da ansonsten der Sandsackverbau vollkommen nutzlos wäre. In acht Fällen müssten dazu auch neue Kanalschächte auf öffentlichem Grund gebaut werden, an den anderen Stellen müssen vorhandene Schächte erneuert werden. Jeder Zulauf erhält jedoch einen Absperrschieber in unterschiedlicher Größe. Kommt die Flut, werden sie geschlossen und die Wassermassen sind gestoppt.

Unklar war bislang, wer die Maßnahme womit bezahlt. Jetzt macht die Stadtverwaltung aber Nägel mit Köpfen und will mit circa 420 000 Euro aus eigener Tasche loslegen. Diese fließen als Sonderzuschuss an die Abwassergesellschaft Magdeburg (AGM), ein Tochterunternehmen der Städtischen Werke (SWM), und sollen aus Überschüssen anderer städtischer Gesellschaften entnommen werden. Parallel laufen auch Fördermittelanträge. Sollten diese jedoch nicht bewilligt werden, würde das Geld auch dauerhaft aus den Überschüssen entnommen. Anfang September soll der Finanzausschuss des Stadtrats dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen, damit die Arbeiten in der Saalestraße beginnen können.

Nutzen bleibt auch nach Bau an der Hafenkante

Auch wenn der millionenschwere bauliche Schutz der Hafenanlagen irgendwann einmal realisiert werden sollte, würde sich die Investition in der Saalestraße dennoch lohnen, argumentiert Holger Platz. "Die Absperrschieber werden die Kanalisation bei Hochwasser im Gebiet des Industriehafens vor Drängwasser schützen", erklärt er. Durch die Maßnahme entstehen jährlich zusätzliche Betriebs- und Wartungskosten in Höhe von 1800 Euro, die dann ebenfalls von der Kommune zu tragen sind.