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Kandidatin für den Titel "Magdeburger des Jahres": Britta Meier, Gründerin des Elbkinderlandchores Sie öffnet Kindern die Welt der Musik und macht das Stadt-Lied zur Hymne

Von Birgit Ahlert 03.12.2010, 04:15

Die Volksstimme sucht mit ihren Lesern traditionell zum Jahresende den Magdeburger des Jahres. Zur Wahl stehen Magdeburger, die sich außerordentlich engagieren. Dazu gehört Britta Meier, die seit fast zwei Jahrzehnten den Großteil ihrer Freizeit singenden Kindern widmet und mit dem Elbkinderlandchor über die Landesgrenzen hinaus Werbung für Magdeburg macht – u. a. mit dem Magdeburger Lied.

Magdeburg. Die Handballfans in der Bördelandhalle singen es, sogar die "harten Jungs" im Fußballstadion – egal, wo das "Magdeburger Lied" erklingt, sorgt es für gute Laune und die Menschen singen mit. Das hat voller Freude Britta Meier erlebt, als sie mit ihrem Kinderchor der Grundschule Nordwest an verschiedenen Stellen der Stadt ein Video zum Lied aufgenommen hat. In der Straßenbahn sangen die Leute mit, auf dem Markt, am Dom … Die Kinder sangen an all den Orten, die im Lied vorkommen: "Ist denn die Elbe immer noch dieselbe, fragt sich der Dom und lacht dabei …" Einmal gehört, gehen einem die Zeilen und die Musik nicht mehr aus dem Kopf. Der Elbkinderlandchor hat das Magdeburger Lied als CD veröffentlicht, inklusive Video – im vorigen Jahr zu Weihnachten der Verkaufsrenner.

In den 1960/70er Jahren wurde das Lied in einigen Schulen gesungen. Seinen Ursprung hatte es wohl in der Hans-Löscher-Schule, bei Hortnerin Deupert. Wiederentdeckt hat es Britta Meier rund 30 Jahre später. Anlass war Marion Guerchis Buch "Die Domspatzenfamilie" mit Magdeburger Geschichten. Dazu hatten Grundschulkinder Bilder gemalt. Passend fand Britta Meier das Magdeburger Lied dazu, das sie aus ihrer Kindheit kannte. Für die öffentliche Präsentation schrieb sie noch einige Strophen hinzu, damit jede Geschichte eine eigene musikalische Umrahmung bekam. "Hätte ich damals geahnt, dass das Lied so prominent wird, hätte ich mir beim Dichten mehr Mühe gegeben", sagt sie heute halb ernst, halb lachend. Der Hype, der danach um das Magdeburger Lied entstand, ist für die Chorleiterin ein Phänomen.

Kinderlied bei Box-WM

Doch die Kinder singen es so gut und so leidenschaftlich, dass man einfach mitgerissen wird. Selbst Rolf Zuckowski, der den Chor der GS Nordwest in seinen Verein Elbkinderlandchor aufgenommen hat, singt gern bei ihrer Begegnung "Ist denn die Elbe immer noch dieselbe". Und Boxer Robert Stieglitz hat sich das Lied zur Begleitung seines WM-Kampfes gewünscht, übertragen im Fernsehen.

1993 hat Britta Meier den Chor gegründet. Sie selbst liebt Musik seit sie denken kann. Zuhause wurde viel gesungen, als Kind bereits gehörte sie zum Chor der Musikschule, später auch als Erwachsene. "Singen macht glücklich und gute Laune", ist ihre Erfahrung. "Wer singt, ist so positiv eingestimmt, dass keine Aggressionen entstehen." Auch deshalb versucht sie, so viele Kinder wie möglich für das Singen zu begeistern.

Britta Meier ist überzeugt: "Jeder kann singen!" Man muss sich nur trauen und üben. Sie erlebt es in jedem Jahr aufs Neue: Kommen die Jüngsten zum Chor (ab zweitem Halbjahr 1. Klasse), sitzt so mancher Ton noch schief. "Es wird zuhause nicht mehr so viel gesungen wie früher", vermutet sie als Ursache. Auch kennen die Knirpse meist keine Kinderlieder mehr. Doch genau die können die Stimmen gut trainieren. Es sei wie mit dem Gehen, zieht sie einen Vergleich – das kann jeder, doch für das richtige Laufen müssen die Muskeln trainiert werden.

Im Schnitt zwei Jahre braucht es, damit die Chorstimme so gut ist, dass es auch zum Solo reicht. In der 3. bzw. 4. Klasse laufen die Sänger/-innen dann zu Höchstform auf. "Das ist wunderbar und macht richtig glücklich", freut sich die Chorleiterin. Doch dann endet die Grundschulzeit und der Schulwechsel steht an.

Jedes Jahr wieder von vorn zu beginnen, immer wieder neue Schüler/Stimmen auszubilden, sich dafür zu motivieren ist nicht ganz einfach. Wie viel Zeit die engagierte Lehrerin damit verbringt, für den Chor da zu sein, lässt sich schwer sagen. Es sind nicht nur die wöchentlichen Proben, stets ist Britta Meier auf der Suche nach Liedern, Noten, Texten, Auftritten. Sie organisiert, telefoniert, schreibt, kopiert …

Konzerte und Fernsehen

Auch sieht sie es als ihre Aufgabe an, den jungen Sängerinnen und Sängern neue Horizonte zu eröffnen. Nicht nur durch das Singen selbst, sondern durch verschiedene Auftritte. Zum einen gehören die Weihnachtskonzerte dazu (nächster Termin: 14. 12., 17.30 Uhr, Kreuzkirche, Flachsbreite). Zum anderen die Elbkinderland-Touren quer durchs Land mit anderen Chören und Rolf Zuckowski. Auch Blicke hinter Konzertkulissen ermöglicht Britta Meier ihren Talenten: So sangen die Grundschüler mit Vicky Leandros, Nena, Peter Maffay, Helmut Lotti, André Rieu und anderen. Fernsehauftritte gab es u. a. bei Florian Silbereisen und Carmen Nebel sowie beim Kinderkanal, für den derzeit ein neues Projekt vorbereitet wird. Für manches bewarb sich der Chor, mittlerweile gibt es gezielte Anfragen.

Alles ist mit großem Aufwand verbunden. Manchmal wird ihr es fast zu viel, erzählt Britta Meier. Manchmal fragt sie sich, ob sie nicht aufhören soll. "Das kannst du doch gar nicht", sagt dann ihr Mann Andreas, der ihr Engagement unterstützt und ihr Feuer kennt, das für den Chor brennt. Und man merkt es auch im Gespräch: Ihre Leidenschaft sprüht wie Blitze aus den Augen, wenn Britta Meier über Musik und "ihre" Kinder spricht. Ihre Begeisterung überträgt sich auf die Kinder, wird zu singender Leidenschaft. Und die steckt auch das Publikum an. Weit über Magdeburg hinaus.