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Steinmetze sagten schon vor 30 Jahren : " Da ist ein Kästchen mit Edithas Knochen drin " Editha: Archäologen schicken Kiefer und Zähne nach England

Von Jens Schmidt und Bernd Kaufholz 31.01.2009, 05:25

Das Landesamt für Archäologie in Halle will Knochen und Zähne aus Edithas Grab im Magdeburger Dom zur Untersuchung nach England schicken. Zudem ging die Diskussion weiter, ob das Grab schon in den 70 er Jahren geöffnet wurde. Die Volksstimme erhielt gestern etliche Anrufe zu dieser Frage. Die Zeitung hatte am Tag zuvor einen profunden, aber anonymen Hinweis dazu erhalten.

Magdeburg. Die Hallenser Archäologen wollen nun auch die Briten einschalten, um zu klären, ob die im Magdeburger Dom gefundenen Knochen Königin Edithas Gebeine sind. So soll der Unterkiefer mit Zähnen an der Universität Bristol im Südwesten Englands untersucht werden. Knochen gehen auch nach Mainz zur Erbgutanalyse und nach Kiel zur Bestimmung des Alters.

Editha ( 910-946 ) stammte aus England und war die erste Gemahlin des späteren Kaisers Otto I. ( 912-973 ). Sie verstarb in Magdeburg, ihre Gebeine wurden mehrmals umgebettet, ihr Verbleib war lange unklar. Die Archäologen ließen den im Oktober 2008 gemachten Fund nach Halle bringen, wo er am Mittwoch erstmals präsentiert wurde.

Auf die Aussage eines Informanten, dass das Grab schon in den 70 er Jahren geöffnet worden sei und es davon auch Fotos gebe, erhielt die Volksstimme gestern etliche Hinweise. Helmut Menzel, in den 80 er Jahren Inspektor für Denkmalpfege und Dombauleiter, sagte : " Mir haben Steinmetze und Bauleute oft gesagt : ‚ Da in dem Sarkophag ist ein Kästchen mit Edithas Knochen drin. ‘ Wir hatten aber keine Veranlassung nachzuschauen. Das war für uns damals kein Thema. "

Gotthard Voß, von 1965 bis 2003 oberster Denkmalpf eger der Region, kann sich aber an eine Öffnung nicht erinnern. " Wir haben die Dinge intensiv beraten, davon aber war nie die Rede gewesen. " Auch dem langjährigen Magdeburger Stadtführer Gerd Sommerfeldt war nichts aufgefallen. Der 69-J ährige führt seit 1966 Neugierige durch den Dom : " Ich habe bei meinen Führungen – alle ein, zwei Wochen – immer von einem Kenotaph, einem leeren Sarg gesprochen. "

Die Grabungen im Sakralbau gehen derweil weiter. Archäologen legen Mauerreste von Vorgängerbauten des 800 Jahre alten Doms frei. Die Kosten sind gestiegen, wie stark, blieb gestern im Nebel. Boje Schmuhl, Direktor der Stiftung Dome und Schlösser, der Dom-Eigentümerin, sagte : " Es ist richtig, die Ausgrabungen sind teurer geworden als geplant. Deshalb, weil mehr Schnitte gemacht werden mussten, weil mehr gefunden wurde. Doch wie viel Mehrkosten entstanden sind, kann ich weder in absoluten Zahlen noch in Prozenten sagen. Da müsste ich erst nachrechnen. "