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Politischer Streit um die Gebeine Edithas aus dem Magdeburger Dom Quast: Wurden zu absolutem Stillschweigen verpflichtet

Von Oliver Schlicht 27.01.2009, 06:05

Die vermeintlichen Überreste von Königin Editha ( 912-973 ), die im Magdeburger Dom gefunden wurden, sollen morgen trotz Protests aus dem Magdeburger Rathaus in Halle präsentiert werden. Nach Volksstimme-Informationen befnden sich in dem 1,10 Meter langen Bleisarg ein weißes Leinentuch und Knochen – beides bislang undatiert.

Magdeburg / Halle. Der politische Streit über die Umstände der Graböffnung im Dom hielt auch gestern an. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper ( SPD ) will nicht in Abrede stellen, dass das Landesamt für Archäologie in Halle grundsätzlich zuständig für die wissenschaftliche Aufarbeitung sei und dies auch in Halle passieren müsse. Aber: " In dem Moment, als das Scheingrab geöffnet wurde und überraschenderweise tatsächlich einen Bleisarg mit Editha-Aufschrift enthielt, hätte die Öffentlichkeit informiert werden müssen. "

Der Leiter des Landesamtes, Harald Meller, habe in einem Telefonat mit ihm darauf bestanden, den Sarg in Halle zu präsentieren. Trümper: " Er versicherte mir aber, dass der Sarg nach den wissenschaftlichen Untersuchungen zurück nach Magdeburg kommt. " Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz ( parteilos ) hat dem Oberbürgermeister gegenüber gestern telefonisch sein Bedauern ausgedrückt. " Olbertz dachte, die Stadt sei informiert worden ", so Trümper. Er habe ihn gebeten, seine am Montag geäußerte Absage an die Veranstaltung in Halle zu überdenken. Trümper will darüber heute entscheiden.

Unterdessen wurden Details der Graböffnung bekannt. Wie der Sprecher des Landesamts für Archäologie, Alfred Reichenberger, bestätigte, wurde der Sarg " Mitte November an einem Sonnabend " aus Magdeburg abtransportiert und nach Halle gebracht. Die Fachleute hätten aus Sicherheits-, restauratorischen und konservatorischen Gründen so entschieden, und " dabei bleibt es auch ". Ein Rücktransport des Sargs für eine Präsentation käme nicht in Frage. Reichenberger: " Die Domgemeinde wurde über den Fund und den Abtransport informiert. "

Dies bestätigte Domprediger Giselher Quast. " Wir wurden zu absolutem Stillschweigen verpfichtet, um die wissenschaftliche Sensation nicht vorwegzunehmen, wurde uns gesagt ", so Quast. Er war auch bei der Graböffnung dabei. " Der Bleisarg ist 1,10 Meter lang. Am Sarg war deutlich der Name Editha zu lesen. " Nach Öffnen des Deckels sei auf voller Länge ein weißes Leinentuch zum Vorschein gekommen, in dem etwas eingewickelt war. Dann wurde der Sarg geschlossen und abtransportiert.

Wie Reichenberger bestätigt, befinden sich Knochen in dem Leinentuch. " Ausgewickelt " wurden die Knochen bislang nicht. " Das ist kompliziert. Es gibt deshalb auch noch keine AMS-Datierung des Materials ", so der Sprecher. Das heißt: Bislang ist nicht erwiesen, ob die Knochenreste tatsächlich aus dem 10. Jahrhundert stammen.