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Schloss Tangerhütte Historismusbau als Hochzeitsgeschenk

Von Birgit Schulze 29.08.2012, 05:15

Tangerhütte l Mitten in einem sehenswerten Landschaftspark scheint sich das Neue Schloss in Tangerhütte verstecken zu wollen. Von 1909 bis 1911 wurde es als Hochzeitsgeschenk für den Sohn des örtlichen Eisenwerkbesitzers, Johann Jacob Franz Wagenführ, errichtet. Der Historismus-Bau ist ein echtes Schmuckstück. Der Weg zum Neuen Schloss mag den Ortsunkundigen an den "geheimen Garten" erinnern. Und so alt wie der Romanklassiker von 1909 ist auch das Gebäude mitten im gut zwölf Hektar großen Park, errichtet im Stil der Lenné-Meyerschen Schule.
Ein dicht überwachsener Zuweg bringt den Besucher bis zu den großen eisernen Toren mit den gekreuzten Palmwedeln, auf deren Pfeilern Agaven thronen. Erst hier öffnet sich der Blick auf einen lichten Ehrenhof mit Sphinxen, Beeten voll Rosen, Rittersporn und Rhododendren. Und auf das dreigeschossige Gebäude mit ausgebautem Mansarddach, an dem das Familienwappen, aber auch eine Lyra für den Kunstsinn und eine brennende Fackel für die Eisenproduktion prangen. Einst sind dort Hüttenschützen zum Salut aufmarschiert, wurden große Gäste empfangen und Hochzeiten gefeiert.
Säulen, Blütenranken und viele weitere Zierelemente sind an und in dem in Weiß und Beige gehaltenen Gebäude verarbeitet. "Es ist ein Bau des Historismus - es hat von allen Stilrichtungen etwas", pflegt Tangerhüttes Ortsbürgermeister Gerhard Borstell zu sagen. Seit Jahren bemüht er sich um den Erhalt, hat die Aufnahme von Stadtpark und Schloss in das Landesprojekt "Gartenträume" begleitet, engagiert sich ehrenamtlich für die Region und führt auch durch Park und Schloss. Geblieben ist wenig aus der Blütezeit des alten Fabrikantensitzes. Darunter Spuren des Bildhauers Otto Funke, der als Modelltischler im Eisenwerk begann. Er gestaltete nicht nur den großen Schnitzkamin im Schloss, sondern auch die Sphinxen, die neben der breiten Freitreppe vor dem Schloss wachen.
Park und Schloss bilden mitsamt der angrenzenden Industriehallen eines der ältesten Baudenkmal-Ensembles aus der Zeit der Industrialisierung im Norden Sachsen-Anhalts. Und in dem weitläufigen Landschaftspark versteckt sich manch Sehenswertes: Der Kunstgusspavillon am Schwanenteich etwa, der 1889 auf der Weltausstellung neben dem Pariser Eiffelturm zu sehen war, der künstliche Wasserfall oder das imposante Mausoleum. Ausstellungen und Konzerte werden im Schloss organisiert, das auch als Außenstelle des Standesamtes dient. Geöffnet ist es von April bis September kostenfrei am ersten Sonntag im Monat und zu besonderen Veranstaltungen. Gruppen können sich darüberhinaus unter (039 35) 282 36 oder (01 72) 324 52 86 anmelden.
Unsere Schlösser-Serie:
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