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Radioaktiv verseuchtes Wasser stoppt Arbeiten Lage im japanischen Fukushima spitzt sich zu

26.03.2011, 04:31

Tokio (dpa). Die Lage im japanischen Fukushima spitzt sich weiter zu. Zwei Reaktoren des Atomwracks waren gestern ohne jede Kühlung. An mehreren Stellen stand Wasser, das 10000-fach stärker strahlte als gewöhnlich.

Das radioaktiv belastete Wasser stoppte die Einsätze der Arbeiter an den Reaktoren 1 und 2. Es wurde im Untergeschoss der Turbinenräume entdeckt – genau wie am Donnerstag bei Block 3. Die Techniker mussten sich zurückziehen. Die Umweltorganisation Greenpeace vermutet, dass die Kernschmelze bereits vonstatten geht.

Vermutlich seien an Block 3 der Reaktorbehälter oder das Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe beschädigt, berichtete der Betreiber Tepco. Die Atomaufsichtsbehörde NISA fügte an, das Wasser in dieser Anlage komme vermutlich vom Kern des Reaktors. Auch diese Berichte schürten neue Angst vor einer Kernschmelze.

Block 3 gilt wegen seines Plutonium-Gehalts als besonders gefährlich. In den nächsten Tagen treibt der Wind die radioaktiven Partikel aus den Unglücksreaktoren jedoch auf das offene Meer – und nicht etwa in Richtung der Millionenstadt Tokio. Japans Regierung empfahl den Menschen im 30-Kilometer-Radius um die Atomanlage jedoch, freiwillig in weiter entfernte Regionen zu gehen. Japan ist besorgt, dass die fortgesetzte Kühlung des Atomkraftwerks Fukushima mit Meerwasser von außen zu einer Salzverkrustung der Kernbrennstäbe und damit zu neuen Risiken führen könnte.

Am Donnerstag waren zwei Arbeiter in einem Keller neben Reaktor 3 verletzt worden, als ihnen verstrahltes Wasser in die Schuhe lief. Nach Angaben von Tepco hatte das Wasser eine Radioaktivität von 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter – 10000-mal so viel wie üblich.

"Die Regierung tut das Äußerste, um die Situation unter Kontrolle zu bringen", versicherte Japans Ministerpräsident Naoto Kan. Er räumte ein, die Lage in Fukushima sei weiter "sehr ernst". Die Zahl der Opfer nach Beben und Tsunami hat nach Medienberichten inzwischen die Marke von 10000 Toten überschritten. Die Schäden an Gebäuden und Straßen werden offiziell auf rund 200 Milliarden Euro geschätzt.

Nach der Europäischen Union, den USA sowie Hongkong, Singapur und Australien verschärften auch Taiwan, China und Südkorea die Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel aus Japan. In Frankreich löste das Atomunglück einen wahren Run auf Geigerzähler aus. In mehreren großen Versandhäusern seien die Geräte zur Strahlenmessung ausverkauft, berichtete die Zeitung "Le Parisien" gestern.