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Da lohnt sich das Frühaufstehen: Gute Chancen auf klare Sicht von Sachsen-Anhalt aus Venus geht auf Wanderschaft: Letzte Mini-Sonnenfinsternis für 105 Jahre

05.06.2012, 03:31

Am Mittwochmorgen ist eine seltene Mini-Sonnenfinsternis am Himmel zu bestaunen: Die Venus schiebt sich vor die Sonne. Beobachter müssen früh aufstehen - und richtig ausgerüstet sein.

Hamburg (dpa) l Diese Chance dürfte zu Lebzeiten für keinen Menschen wiederkommen: Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden lässt sich ein sehr seltenes Himmelsschauspiel beobachten, der Planet Venus zieht dann vor der Sonne vorbei. Es ist erst der sechste sogenannte Venustransit seit der Erfindung des Fernrohrs, und der nächste wird erst wieder in 105 Jahren stattfinden.

Ein Venustransit gleicht einer Mini-Sonnenfinsternis. Die Venus ist der innere Nachbarplanet der Erde und überholt uns regelmäßig auf der Innenbahn. Meist zieht sie dabei am irdischen Himmel allerdings ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Nur sehr selten stehen Erde, Venus und Sonne so exakt in einer Reihe, dass die Venus genau über die Sonnenscheibe wandert. Während eines solchen Transits verdeckt unser Nachbarplanet dann für ein paar Stunden einen winzigen Teil der Sonne.

Wer das nicht gezielt beobachtet, bekommt es allerdings gar nicht mit. Denn die schwarze Venusscheibe erscheint nur rund ein Promille so groß wie die Sonnenscheibe und wandert als kleiner Fleck über die Sonne. Wer das Schauspiel von Mitteleuropa aus beobachten möchte, muss am Mittwoch früh aufstehen. Denn die Mini-Finsternis neigt sich bei Sonnenaufgang bereits ihrem Ende zu. Der Venustransit beginnt kurz nach Mitternacht und endet gegen 7 Uhr morgens.

Bei klarem Himmel und freiem Blick nach Osten lässt sich von Deutschland aus nach Sonnenaufgang - je nach Ort zwischen 4.45 Uhr und 5.25 Uhr - noch beobachten, wie die Venus das letzte Stück über die Sonnenscheibe wandert und sie dann verlässt. Aber nicht in allen Teilen Deutschlands scheint das Wetter mitzuspielen. "Je östlicher, desto besser die Chancen", sagte der Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst. Gute Chancen auf freie Sicht haben die Küstenregionen, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und der Osten Bayerns.

Niemals darf man allerdings mit ungeschützten Augen oder gar durch Feldstecher oder Teleskop in die Sonne blicken, sonst drohen schwere Augenschäden bis hin zur Erblindung. Am einfachsten lässt sich das Himmelsschauspiel mit einer Sonnenfinsternis-Brille verfolgen, gewöhnliche Sonnenbrillen bieten hingegen keinen ausreichenden Schutz. Eine völlig ungefährliche Variante bieten die zahlreichen Live-Übertragungen des Ereignisses im Internet.

Venustransite treten stets paarweise im Abstand von acht Jahren auf. Danach dauert es abwechselnd 105 und 121 Jahre bis zum nächsten Transit. Zuletzt fand 2004 ein Transit statt, der nächste steht im Jahr 2117 an. Den besten Logenplatz für das diesjährige Spektakel haben vermutlich die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS. "Die Mitglieder der Expedition 31 werden die ersten Menschen in der Geschichte sein, die einen Venustransit aus dem All zu sehen bekommen", sagt Mario Runco vom Johnson Space Center der US-Raumfahrtbehörde NASA.

Zwar gab es auch beim Transit von 2004 eine Besatzung auf der ISS, aber erst Astronaut Don Pettit hat daran gedacht, einen Sonnenfilter mitzunehmen. "Ich wusste, dass der Venustransit sich während meines Einsatzes ereignen würde, daher habe ich einen Sonnenfilter mitgebracht." Mit einem starken Teleobjektiv will Pettit Bilder von dem Schauspiel aufnehmen und ins Internet stellen.