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Nahverkehr Berliner Tatras und ihre Bilanz in Magdeburg

In Magdeburg haben im Sommer 2020 ausrangierte Tatras aus Berlin ihren Betrieb aufgenommen. Eine Bilanz.

Von Martin Rieß 07.01.2021, 00:01

Magdeburg l Seit dem 27. August 2020 sind in Magdeburg wieder mehr Tatra-Bahnen im Linienverkehr unterwegs. Eine Entscheidung, die auf geteiltes Echo stieß. Während die Verkehrsbetriebe am Kauf neuer Niederflurbahnen arbeiten, sollen die alten Tatras jetzt zuverlässiger nach Fahrplan fahren.

2013 sind mit großem Bahnhof die Tatra-Straßenbahnen aus dem Liniendienst der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) verabschiedet worden. Doch da es an neuen Bahnen fehlt, sind seit dem 27. August 2020 wieder mehr der alten Fahrzeuge aus tschechischer Produktion auf den Gleisen unterwegs.

Auf Nachfrage der Volksstimme zog MVB-Sprecher Tim Stein jetzt eine erste Bilanz: „Mit der Bekanntgabe der Beschaffung der Berliner Tatrafahrzeuge war das Echo der Fahrgäste zweigeteilt: Während sich die einen über die in Aussicht stehenden Taktverbesserungen freuten, verstanden die anderen nicht, warum die MVB alte Fahrzeuge kauft, die nicht barrierefrei sind.“

Gekauft worden waren acht Gelenktriebwagen von den Berliner Verkehrsbetrieben. Sie wurden – nachdem sie in den Werkstätten der MVB auf Vordermann gebracht worden waren – zu vier Zügen zusammengekoppelt, die jetzt im Linienbetrieb im Einsatz sind.

Mittlerweile verzeichnen die Verkehrsbetrieb jedenfalls an ihrer Service-Rufnummer oder über die sozialen Netzwerke keine nennenswerten Beschwerden mehr zu den Fahrzeugen. „Im Vergleich zu den bisher in Magdeburg eingesetzten Tatrawagen, sind die Berliner Fahrzeuge deutlich moderner“, hebt Tim Stein die Vorzüge der in die Jahre gekommenen Neuanschaffungen hervor. So zeichneten sich die Gelenk-Tatras durch eine „angenehme und ruhige Fahrweise aus. Auch bieten sie mehr Platz“, so der MVB-Sprecher. Nur: Barrierefrei wie die Niederflurbahnen, die nach der Wende gekauft wurden, sind sie eben auch nicht.

Dessen sind die sich die Verkehrsbetriebe auch bewusst. Möglichst sollen die Tatras daher möglichst viel auf Strecken zum Einsatz kommen, auf denen Menschen mit Einschränkung auf andere Linien mit Niederflurbahnen ausweichen können. Zur Sicherheit sind in den Fahrplänen jene Touren gekennzeichnet, auf denen Tatras im Einsatz sind.

Nur: Immer funktioniert hat das seit August 2020 nicht. Dies sei beispielsweise der Fall, wenn eine Niederflurbahn unvorhergesehen nicht zum Einsatz bereitsteht, etwa durch einen Unfallschaden oder einen Defekt. „Wir versuchen jedoch, diese unplanmäßigen Einsätze zu begrenzen. Mit der Fahrplanumstellung am 16. Dezember 2020 konnten wir hier den Fahrzeugeinsatz optimieren, so dass dies seltener vorkommen soll“, verspricht Tim Stein.

In den vergangenen Jahren war immer deutlicher geworden, dass der knapp bemessene MVB-Fahrzeugpark bei einer Vielzahl von Baustellen der Landeshauptstadt zu einer immer größeren Herausforderung wird. Gerade auch, da mit neu freigegebenen Strecken mehr Fahrten zu absolvieren sind. Dank der Tatras jedenfalls war es trotzdem möglich geworden, zwischen der Neustadt und Rothensee auf der Linie 10 wieder einen Zehn-Minuten-Takt einzuführen, den es dort seit dem 2013er-Hochwasser nicht mehr gegeben hatte.