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Sotschi-Schmach tilgen Deutsche Bob-Weltmeister greifen an

Erstmals nach 50 Jahren kamen die Bobpiloten 2014 aus Sotschi ohne Olympia-Medaille heim. Die Bobs wurden als "Trabis im Eiskanal" verspottet. Die Schmach soll getilgt werden - die Vorzeichen stehen gut. Nur der Südkoreaner Won Yun Jong ist die unbekannte Größe.

Von Frank Kastner, dpa 16.02.2018, 09:05

Pyeongchang (dpa) - Nach der olympischen Schmach in Sotschi wurde bei den deutschen Bobfahrern alles auf dem Kopf gestellt. In René Spies gab es einen neuen Cheftrainer, es herrscht eine neue Konkurrenzsituation mit zwei Herstellern beim Schlittenbau und vor allem mit einem neuen Wir-Gefühl.

Den Lohn wollen sich die Bob-Teams nun in Pyeongchang abholen. "Wir gehen top vorbereitet in die Rennen. Die internationale Leistungsdichte war noch nie so groß wie jetzt, doch wir sind bereit", sagte Spies vor dem Start der olympischen Rennen im Zweierbob am Sonntag.

Anders als sein Vorgänger Christoph Langen agiert der 44 Jahre alte ehemalige Weltklasse-Pilot eher diplomatisch, bleibt dabei aber konsequent. So optimierte er unabhängig von Sympathien untereinander die Bobbesetzungen. Da verdrängte Christopher Weber im Zweierbob von Johannes Lochner den zuvor lange verletzten Joshua Bluhm als Anschieber. In den Vierer von Weltmeister Lochner rutschte als Bluhm-Ersatz Christian Poser. Poser wird im Zweier indes mit dem Piloten Nico Walther an den Start gehen. In dem erfahrenen Alexander Rödiger rückte derweil ein weiterer Topathlet in den Walther-Vierer.

Auch bei den Frauen ging es nicht nach Sympathien, sondern nach Leistung. In den Schlitten der sprintstarken Pilotin Stephanie Schneider aus Oberbärenburg wurde Annika Drazek gesetzt. Schneiders gute Freundin Lisa-Marie Buckwitz bringt nun den Bob von Mariama Jamanka in Schwung. Anna Köhler aus Winterberg komplettiert mit Erline Nolte das Frauenteam.

Keine Umbesetzungen gab es beim viermaligen Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich, der mit Thorsten Margis und im Vierer zudem mit Margis, Candy Bauer und Martin Grothkopp fährt. Friedrich ist der einzige Pilot, der in Sotschi dabei war. Eine Wiederholung des Desasters schließt er aus: "Es sind ganz andere Voraussetzungen, die Schlitten laufen, wir gehen ganz anders heran", sagte er.

Seine Saison war aber durchwachsen. "Der richtig überzeugende Sieg hat dieses Jahr gefehlt", meinte Friedrich, der im vergangenen Jahr zeitgleich mit Lochner Weltmeister geworden war. "Ich denke aber, zum Höhepunkt können wir uns noch mal richtig steigern." Sein Ziel:  mindestens eine Medaille.

Dafür will auch sein erfahrener Heimtrainer sorgen: "Die Jungs sind topfit, wir prägen nur noch die Tagesform aus", sagte Coach Gerd Leopold und ist nach dem Umstieg seines Vorzeigepiloten vom Wallner-Schlitten in den FES-Bob Anfang Januar in Altenberg beruhigt: "Wir haben im Materialsektor den entscheidenden letzten Schritt gemacht, das war Ziellinie." Die Drucksituation nach der Sotschi-Pleite sieht Leopold gelassen. "Sie werden die Belastung aushalten und nicht zerbrechen. Wir müssen keine Angst vor einer Katastrophe haben", meinte Leopold über die Teams.

Neben Weltcup-Gesamtsieger Justin Kripps aus Kanada ist vor allem Lokalmatador Won Yun Jong der große Unbekannte im Zweierbob. Der Weltcup-Gesamtsieger von 2015 fuhr in diesem Winter nur drei Weltcups und konzentrierte sich dann voll auf das Training im Olympic Sliding Center.

"Es kann sein, dass Won sich damit selbst ein Ei legt, der hat dann so viele Läufe, da kann man schnell auch mal zu verbissen runterfahren. Man will die perfekte Linie treffen - und dann klappt es nicht", sagte Lochner. Friedrich meinte: "Ihm fehlt die Wettkampfhärte, und er könnte als Zugeloster in Pyeongchang auch Pech mit der Startnummer haben."

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