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Eishockey-Hype DEB-Team beschwört nächste Sensation bei Olympia

Die Zuversicht ist groß. Die Euphorie in der Heimat auch. Nach der Olympia-Sensation gegen Schweden sind Deutschlands Eishockey-Cracks heiß auf eine Medaille. Das aktuelle Team und die Bronze-Gewinner von 1976 glauben an den nächsten Coup gegen Kanada.

Von Carsten Lappe, dpa 22.02.2018, 14:45

Pyeongchang (dpa) - Nur noch ein Sieg. Die nie für möglich gehaltene Olympia-Medaille ist zum Greifen nah und Deutschlands Eishockey-Cracks sind bereit, noch größere Geschichte zu schreiben.

Am Tag vor dem bislang wichtigsten Spiel ihrer Karriere im olympischen Halbfinale gegen Olympiasieger Kanada (13.10 Uhr MEZ) beschwor die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm ihren Teamgeist. "Kanada ist besser bestückt als wir, aber wir haben das größere Herz", sagte Sturm zur Aussicht auf die erste olympische Medaille seit dem Bronze-Gewinn vor 42 Jahren.

"Das sind Träume, aber Träume können auch wahr werden. Das war nur der erste Schritt. Wir wollen mehr", sagte Sturm - und gab seinen Helden einen Tag frei. Wie schon vor dem Alles-oder-nichts-Spiel um den Viertelfinaleinzug gegen die Schweiz (2:1 nach Verlängerung) machte sich das Team auf den Weg zum Strand des südkoreanischen Ostmeeres. "Wir haben gesagt, wir gehen mal raus, atmen die frische Meeresluft ein und gehen mal ein bisschen spazieren", sagte Verteidiger Yannic Seidenberg.

Den Kopf frei bekommen und die Aufregung vergessen. Längst hat die Spieler der Rummel um ihre wundersame Erfolgsserie in Pyeongchang vor allem aus der Heimat, aber auch aus anderen Teilen der Welt erreicht. "Ich habe mittlerweile drei Telefone. Die waren alle drei voll", sagte Sturm am Tag nach der Viertelfinal-Sensation beim 4:3 nach Verlängerung gegen Weltmeister Schweden, das eine neue Eishockey-Euphorie in Deutschland auslöste.

Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ist drauf und dran, die sensationelle Bronze-Medaille von 1976 noch zu toppen. "Es ist Zeit, dass neue Helden geboren werden", sagte der damalige DEB-Kapitän Alois Schloder (70) der Deutschen Presse-Agentur.

Schloders Mitspieler von damals, DEB-Präsident Franz Reindl (63), stuft den Einzug ins erste olympische Halbfinale überhaupt jetzt schon als größeren Erfolg ein. "Das heute ist eine total andere Welt. Das sind heute noch viel mehr Hürden als damals", sagte Reindl und berichtete von begeisterten Anrufen seiner Ex-Mitspieler Schloder und Udo Kießling. "Jeder weiß, was es bedeutet, bei so einem Turnier so weit zu kommen. Da ist großer Respekt von der Generation, die damals gespielt hat", sagte der sichtbar stolze DEB-Chef. Vor 42 Jahren hatte sich sein Team Bronze in einer Sechserrunde erspielt.

"Wenn man heute als Außenseiter so weit kommt, dann ist die Aufmerksamkeit schon riesig. Das spüren wir auch", sagte Reindl. Bereits nach Spielende gegen Schweden hatte sogar Fußball-Weltmeister Thomas Müller begeistert getwittert: "Sensationell! Halbfinale Gratulation ans deutsche Eishockeyteam zu diesem großartigen Erfolg!!!" Und Lukas Podolski schrieb: "Jaaaaaaa !!! Wahnsinn Glückwunsch Jungs."

Auch die bei Olympia verhinderten deutschen NHL-Stars wie Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und Tobias Rieder halten es in Nordamerika kaum aus und überfluten ihre Kollegen aus dem Nationalteam mit Glückwünschen und Unterstützungen. "Er hat es mit den Jungs morgens in der Kabine geschaut und dann direkt aus der Kabine angerufen", sagte Seidenberg über seinen Bruder Dennis, der die Sensation in New York nach dem Training der Islanders geguckt hatte. NHL-Topstar Leon Draisaitl war ebenfalls hin und weg. "Das ist etwas ganz besonderes für so eine kleine Eishockey-Nation wie Deutschland", sagte der Stürmerstar der Edmonton Oilers.

"Das freut uns sehr", sagte Sturm zur Unterstützung der besten deutschen Nationalspieler, ohne die das Eishockey-Wunder von Pyeongchang trotzdem vollbracht wurde.

Anders als in der Vergangenheit nach einem Coup wie zum Beispiel auch dem Halbfinal-Einzug bei der Heim-WM 2010, gibt sich das diesmal nur aus DEL-Spielern bestehende Team nicht mit dem Erreichten zufrieden. "Man kommt in die Kabine und sieht in die Augen der Spieler, und man erkennt, dass diese Jungs süchtig nach Erfolg sind. Die wollen mehr", sagte DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel.

"Wir wollen etwas Großes erreichen, damit hören wir jetzt nicht auf", sagte Torhüter Danny aus den Birken und Patrick Reimer, Siegtorschütze gegen Schweden, meinte: "Wir haben Großes erreicht, aber es ist noch viel mehr drin." Schon gegen Schweden gelang der erste Sieg bei Olympia, nun soll auch gegen Kanada die Premiere folgen. In zwölf Vergleichen bei Winterspielen verlor Deutschland bislang immer. "Ich glaube, wir haben eine Chance. Ich glaube fest daran", sagte Reindl dennoch, obwohl Kanada als bester Gruppenzweiter direkt für das Viertelfinale qualifiziert war und somit ein Spiel weniger als die DEB-Cracks in den Knochen hat.

Müde sind seine Spieler aber nicht, betonte Sturm energisch. "Überhaupt nicht. Die Mannschaft ist heiß, die Spieler strahlen. Die wollen mehr", sagte der 39-Jährige. "Wenn man unter den Top vier ist, dann sind kein Kopf und keine Beine müde. Dann geht es nur voran. Die merken, dass vieles möglich ist." Selbst wenn das Match gegen den eigentlich übermächtigen Gegner verloren geht, bliebe am Samstag gegen Tschechien oder die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) immer noch die Chance auf die Bronze-Medaille.

Doch damit finden sich die aktuellen und ehemaligen Eishockey-Größen nicht ab. "Wir wollen ins Finale", sagte Stürmer Dominik Kahun - laut Ex-Nationalspieler und -Bundestrainer Uwe Krupp realistisch: "Kanada ist durchaus zu knacken."

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