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Präsident im Interview IOC-Chef Bach: "Sport kann keinen Frieden schaffen"

Der gemeinsame Auftritt der beiden koreanischen Teams bei der Olympia-Eröffnung war anscheinend bis zum Schluss nicht sicher. Nach der Zitterpartie plant IOC-Präsident Thomas Bach nun sogar einen Besuch in Nordkorea.

Von Andreas Schirmer und Christian Hollmann, dpa 12.02.2018, 13:51

Pyeongchang (dpa) - Der sportpolitische Nordkorea-Coup für Thomas Bachs IOC war offenbar erst wenige Stunden vor dem Olympia-Auftakt perfekt.

Für den als Zeichen einer vorsichtigen Entspannung der begrüßten gemeinsamen Einmarsch der beiden koreanischen Mannschaften in Pyeongchang habe es erst am Nachmittag der Eröffnung am Samstag "das endgültige Okay und die Übereinkunft" gegeben, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Pyeongchang. "Und dann bin ich wirklich erleichtert in die Eröffnungsfeier gegangen."

Der gemeinsame Auftritt der Teams aus Süd- und Nordkorea zum Auftakt der Winterspiele und das gemeinsame Frauen-Eishockeyteam hatten die Hoffnung auf eine Annäherung beider Länder verstärkt. Bach warnte jedoch: "Der Sport kann keinen Frieden schaffen, das müssen die Politiker übernehmen. Was der Sport tun kann, ist Zeichen setzen." Nämlich, dass man durch langjährige Gespräche und Verhandlungen, wie sie das IOC mit Nord- und Südkorea geführt habe, zu einem "positiven Ergebnis" kommen könne, sagte Bach.

Nun plant der IOC-Chef sogar eine Reise nach Nordkorea. "Diese Einladung beläuft sich auf einen geeigneten Zeitpunkt, über den sprechen wir im Augenblick, wann dieser geeignete Zeitpunkt sein wird", sagte Bach. Allerdings will er die Nordkorea-Diplomatie auf die sportpolitische Ebene beschränken.

"Natürlich hoffen wir, wie viele Menschen auf der Welt, dass die Politik nun dieses Momentum nutzt für den Dialog auf ihrer Ebene", fügte der IOC-Chef hinzu. Das IOC wolle seinen Dialog mit den Nordkoreanern fortsetzen. "Aber er wird sehr strikt und klar auf den Sport und die sportliche Zusammenarbeit bezogen bleiben", sagte der 64-Jährige.

Erleichtert zeigte sich Bach auch darüber, dass der Internationale Sportgerichtshof "unserer Systematik in der Sanktionierung Russlands recht gegeben" habe. Die Frage nach der möglichen Rückkehr des Nationalen Olympischen Komitees Russlands in die olympische Familie zur Schlussfeier ist für ihn noch offen: "Ich spekuliere nicht, wie die Entscheidung ausgeht. Das ist zu früh, es zu sagen."

Die Russen waren wegen des Skandals um systematischen Dopingbetrug bei ihren Heim-Spielen in Sotschi 2014 vom IOC suspendiert worden. In Südkorea dürfen nur Einzelsportler als "Olympische Athleten aus Russland" starten. Vor dem Ende der Pyeongchang-Spiele soll das sogenannte Einladungskomitee dem IOC eine Empfehlung für oder gegen eine Wiederaufnahme der Russen geben. Das Einladungskomitee werde die Situation "sehr genau" beobachten und der IOC-Exekutive vor der Schlussfeier eine "fundierte Empfehlung" geben, sagte Bach.

Trotz der Eiseskälte und der windbedingten Probleme sowie Absagen und Verschiebungen von Wettbewerben ist das IOC noch unbesorgt. "Das ist Sport in freier Luft, sagen uns die Wintersportverbände jeden Tag, wenn wir fragen, was machen wir denn jetzt. Die sind sehr entspannt, deswegen sind wir auch entspannt", versicherte Bach nach einen für ihn "großartigen Start" der ersten Winterspiele in Südkorea.

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