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Deutsche weit zurück Zweiter Olympiasieg für österreichs Skistar Hirscher

Marcel Hirscher hält allem Druck stand und erobert nach dem Sieg in der Kombination auch im Riesenslalom Olympia-Gold. Der Österreicher hat noch eine weitere Medaillenchance - und kann zum erfolgreichsten Sportler bei den Winterspielen in Pyeongchang werden.

Von Manuel Schwarz und Maximilian Haupt, dpa 18.02.2018, 09:05

Pyeongchang (dpa) - Nach der Machtdemonstration von Marcel Hirscher konnten seine ärgsten Verfolger nur noch verblüfft applaudieren - an eine Attacke auf den besten Skirennfahrer der Gegenwart ist auch bei diesen Olympischen Winterspielen bislang nicht zu denken.

Neben den Kollegen auf den Pisten misst sich der Ausnahmesportler längst mit den Größen der Historie und zog durch sein Riesenslalom-Gold in Pyeongchang mit österreichischen Sportheroen gleich. "Ziemlich gut" fühle er sich nach dem zweiten Sieg nach jenem in der Kombination und gab sich verbal weit weniger spektakulär als auf seinen Ski.

Mit zwei dominanten Läufen hatte Hirscher den Dauerrivalen Henrik Kristoffersen aus Norwegen um 1,27 Sekunden distanziert - das war der größte Vorsprung bei einem olympischen Männer-Riesenslalom seit 50 Jahren. Frankreichs Alexis Pinturault wurde Dritter (+1,31). "Ich war schon überrascht, dass es so viel ist", sagte Hirscher zum Vorsprung.

Die Ski-Welt verneigt sich vor dem Salzburger, dem zwar nicht alle Sympathien in der Szene zufliegen, dafür aber großer Respekt für eine Karriere der Superlative. Und die ist noch nicht zu Ende! Im Slalom am Donnerstag will er sein drittes Gold in Südkorea holen und Toni Sailers Bestmarke von 1956 einstellen. Auf einen Start im abschließenden Team-Event verzichtet der erschöpfte Vielfahrer. Schon eine Woche nach der Schlussfeier geht es im Weltcup weiter.

Dass der akribische Superstar zu den besten Rennfahrern der Historie gehört, darüber herrscht kein Zweifel. Bislang 55 Weltcup-Erfolge, die Bestmarke von sechs Triumphen in der Gesamtwertung und vier WM-Titel reichten vielen aber nicht, um Hirscher mit Ski-Legenden wie dem "Herminator" Hermann Maier gleichzusetzen. Olympia-Ehren mussten her - und Hirscher lieferte: 20 Jahre nach Maiers famosen Winterspielen in Nagano holte nun auch Hirscher zweimal Gold. "Das hat hier jeder erwartet", sagte er. "Wenn man das umsetzen kann, ist es schon cool."

Als Hirscher im Yongpyong Alpine Center in das Ziel raste und nur kurz auf der Anzeigetafel überprüfen musste, dass er mal wieder überlegen gewonnen hatte, standen Kristoffersen und Pinturault bereits Spalier und klatschten. "Er fährt in einer eigenen Liga und wir kämpfen nur um Silber und Bronze", räumte Kristoffersen zu Hirschers Form im Riesenslalom ein. Inklusive der WM 2017 hat der Star nun neun der vergangenen zehn Riesenslaloms gewonnen.

Hirscher kann der erfolgreichste Sportler in Korea werden. Ebenfalls zweimal Gold hatten neben ihm noch Biathletin Laura Dahlmeier, die Rodler Nathalie Geisenberger und Tobias Wendl/Tobias Arlt sowie die norwegischen Langläufer Ragnhild Haga und Johannes Klaebo gewonnen.

Für Hirscher schließt sich in Südkorea ein olympischer Kreis, jagte er doch seit seinem ersten Auftritt 2010 in Vancouver dem wichtigsten Gold der Sport-Welt hinterher. Während der Österreicher nun ein Happy End erlebt, muss der langjährige Rivale und Kumpel Felix Neureuther untätig vor dem Fernseher sitzen. Er galt wie der ebenso verletzte Stefan Luitz als Medaillenkandidat just im Riesentorlauf - ohne das Duo war das deutsche Ski-Team weit entfernt von den Spitzenrängen.

Linus Straßer wurde 22., Fritz Dopfer kam auf Rang 26. Alexander Schmid schied nach guter Zwischenzeit im ersten Lauf aus. Es war das schlechteste olympische Riesenslalom-Ergebnis der deutschen Herren seit 2006. Dass das Ski-Team ohne Medaillen bleibt, wird immer wahrscheinlicher. "Ja, dann ist es auch nicht schlimm", sagte Straßer. "Am Schluss ist es nicht so, dass das Medaillen wären, die irgendjemandem in Deutschland fehlen. Wir gewinnen sie oder auch nicht", meinte der Münchner. "Entweder wir Sportler haben Medaillen oder nicht. In erster Linie sind wir für uns hier."

Auch Hirscher fährt seit jeher vor allem für sich selbst - und sein historischer Doppel-Gold-Coup gab dem Ski-Superstar mal wieder recht.

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