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Ostdeutschland „Im Ost-Tatort ist die Tapete immer 30 Jahre älter“

Ein im Osten gedrehter „Tatort“ sei „immer um etliche Grade dunkler“ als ein "West-Tatort", so Matthias Platzeck.

09.12.2020, 04:00

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit fordert mehr Sichtbarkeit des Ostens Deutschlands im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Man müsse genau hinsehen, in welcher Art und Weise der Osten dargestellt werde, sagte der Kommissionsvorsitzende Matthias Platzeck (SPD). Die Frage sei, ob der Osten nur vorkomme, wenn es um rechtsradikale Vorfälle oder auch um Erfolge oder den Alltag gehe, sagte der frühere brandenburgische Ministerpräsident. Er forderte zudem mehr ostdeutsche Führungskräfte beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Gleichzeitig betonte Platzeck vor dem Hintergrund des Streits um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Sachsen-Anhalt, er sei ein überzeugter Anhänger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Es sei aber nicht nur eine Stammtischparole, dass ein im Osten gedrehter „Tatort“ „immer um etliche Grade dunkler“ und die „Tapete immer um 30 Jahre älter“ gewesen sei als im „Tatort“, der im Westen gedreht wurde, sagte Platzeck.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in ganz Deutschland berichte in seinen bundesweiten Sendeformaten viel zu wenig über die ostdeutschen Regionen. Aus Ostdeutschland stammende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fänden sich weder in den zentralen Sendeformaten noch in den Führungsetagen in angemessenem Anteil wieder. Im Abschlussbericht der Kommission wird gefordert, die Berichterstattung aus den ostdeutschen Bundesländern in den Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besser sichtbar werden zu lassen.

Zudem wird von den Anstalten eine Selbstverpflichtung verlangt, „innerhalb der kommenden Jahre eine deutlich höhere Zahl von Führungskräften mit ostdeutscher Biografie heranzuziehen“, bis ihr Anteil dem von Ostdeutschen an der Gesamtbevölkerung entspricht.

In diesem Punkt wurde ausgerechnet beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) synchron mit der Vorstellung des Kommissionsberichts gepatzt. Am gleichen Tag wählte der Rundfunkrat des MDR den ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer auf Vorschlag von MDR-Intendantin Karola Wille auf die herausgehobene Stelle des Programmdirektors. Brinkbäumer hat keinen ostdeutschen Hintergrund. (epd/uk)