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"Rheinische Post" Bericht: Polizei hielt Vergewaltigungs-Notruf für Scherz

Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Eine Frau wird beim Campen mit ihrem Freund überfallen, der Täter hat eine Säge und vergewaltigt die Frau. Er wird später festgenommen. Doch nun könnte die Polizei in Erklärungsnot geraten.

28.05.2017, 13:35

Bonn (dpa) - Vor dem Prozess gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger einer jungen Camperin in Bonn sind Vorwürfe gegen die Polizei laut geworden. Nach Informationen der "Rheinischen Post" hatte eine Beamtin der Bonner Polizeileitstelle den Notruf des Freundes der Frau zunächst als üblen Scherz abgetan.

"Hallo, meine Freundin wird gerade vergewaltigt", soll der Anrufer geflüstert haben. Ein entsprechendes Protokoll aus der Notrufzentrale finde sich in den Akten zu dem Fall, hieß es bei "RP Online" am Samstag. Zwar soll der Freund auch die benutzte Machete angesprochen haben, daraufhin soll die Polizistin aber lediglich gefragt haben: "Sie wollen mich nicht verarschen, oder?"

Sie habe nach dem kurzen Gespräch versprochen, die Kollegen zu schicken, aber keinerlei Hilfe am Telefon geleistet, sich mit "Danke, tschö" verabschiedet und aufgelegt. Auch ein zweiter Anruf in der Notrufzentrale blieb demnach erfolglos, der Freund des Opfers sei lediglich an eine Nummer der Polizei in Siegburg verwiesen worden - mit dem Hinweis: "Die können das richtig koordinieren."

Gegenüber "RP Online" räumte Frank Piontek, der Sprecher der Bonner Polizei, ein, dass die "aufnehmende Beamtin in der Leitstelle nach unseren Feststellungen die Umstände des ersten Anrufs zunächst nicht richtig eingeordnet und sprachlich unangemessen reagiert hat".

Dem mutmaßlichen Täter werden Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall sowie schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Der Mann aus Ghana soll die damals 23-Jährige aus Baden-Württemberg und ihren Freund in der Nacht zum 2. April in der Bonner Siegaue überfallen und mit einer Astsäge bedroht haben. Dann soll er die Studentin vor dem Zelt vergewaltigt haben.

Der Fall hatte auch überregional Entsetzen ausgelöst. Der Mann wurde fünf Tage später festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Spaziergänger hatten ihn anhand eines Phantombildes erkannt und die Polizei alarmiert. Er bestreitet die Tat. Der Prozess vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts soll frühestens Ende September beginnen.

"RP Online"-Bericht