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Fußball Bobic macht die Hertha-Regeln: Dauer-Trainer unter Vorbehalt

So langsam wird Fredi Bobic klar, wie viel Arbeit er bei Hertha BSC hat. Die Grundsanierung des Hauptstadt-Clubs hat gerade begonnen und im Mittelpunkt steht nach zwei Debakeln auch die Rolle von Trainer Pal Dardai. Der muss sich an die Regeln des Geschäftsführers halten.

Von Arne Richter und Jens Marx, dpa Aktualisiert: 27.09.2021, 14:09
Fredi Bobic.
Fredi Bobic. Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Berlin - Jetzt hat es Pal Dardai nochmal schwarz auf weiß. Seinen Posten als Cheftrainer von Hertha BSC kann er trotz der Debakel gegen den FC Bayern und RB Leipzig noch lange behalten - so lange er sich an die von Fredi Bobic formulierten Regeln hält. Nach emotionale Nähe und einem vertrauensvollen Miteinander klingen die Worte des Hertha-Geschäftsführers in einem „Kicker“-Interview jedenfalls nicht. Dardais Nörgel- und Jammer-Auftritt nach dem 0:5-Fiasko in München im August wirkt offenkundig trotz Männeraussprache zwischen Bobic und Dardai immer noch nach.

„Es war ein emotionaler Ausbruch, der nicht zu jemandem passt, der in der Verantwortung steht“, maßregelte Bobic nochmals den Trainer. Dass er selbst das künftige Verhalten festgelegt hat, wurde zuerst durch Dardais freundlich, optimistischen Auftritt nach dem 0:6 gegen Leipzig am Sonntag deutlich und durch Bobics Worte manifestiert. „Es war ein klares Gespräch zwischen zwei Männern, die ihre Meinungen austauschen und am Ende rausgehen und im Sinne von Hertha BSC Geschlossenheit leben“, sagte der Geschäftsführer.

Dardais Rolle als Trainer unter einem gewissen Vorbehalt, die ihn seit der erfolgreichen Mission Klassenerhalt umgibt, wird damit weiter manifestiert. Rückendeckung von der Geschäftsleitung gibt es nur unter Bedingungen. Und von Millionen-Investor Lars Windhorst, der charakterlichen Antipode zu Dardai, sowieso nicht. „Ich habe es ihm persönlich gesagt, und ich sage es jetzt auch öffentlich: Es liegt an Pal Dardai selbst, wie lange er Trainer ist. Das können sogar zehn Jahre werden“, sagte Bobic und führte vielsagend an. „Es liegt letztlich immer an der Arbeit, die jemand macht.“

Dardai sei für die nach turbulenten Zeiten erhoffte stabile Saison durchaus der Richtige, „weil er es sich einfach verdient hat, nachdem er Hertha in einer sehr schwierigen Situation vor dem Abstieg gerettet hat“, sagte Bobic. „Wir wollen Ruhe und Kontinuität. Wir haben gesagt, wir gehen gemeinsam in die Saison und ziehen sie durch.“ Und danach? Dazu sagte Bobic nichts. Dardai ist somit ein nur von Meriten geprägter Mosaikstein in der Neustrukturierung des Hauptstadtclubs, die der 49-Jährige nach seiner Verpflichtung von Eintracht Frankfurt gerade erst einleitet.

„Veränderung ist immer auch von einer gewissen Skepsis begleitet. Das ist menschlich. Veränderung geht aber nicht ohne Einschnitte. Eine Kultur muss sich jedoch immer von innen heraus verändern, die kann man nicht als Doktrin verordnen“, erklärte Bobic: „Deshalb bin ich froh, dass viel Aufbruchstimmung zu spüren ist. Ein Verein ist immer von den Ergebnissen der ersten Mannschaft abhängig.“ Die Gesamtentwicklung sei wichtig und die Bundesliga-Tabelle bedeutsam, aber nicht alles.

Windhorst, der bisher 375 Millionen Euro über sein Unternehmen Tennor in die Hertha investierte, habe sich nach dem verpatzten Saisonstart auch nicht häufiger als sonst gemeldet, versicherte Bobic. Dass Windhorst jüngst Bereitschaft signalisierte, noch mehr zu überweisen, bewertete Bobic als „sehr gut. Das Verhältnis zu ihm hat sich sehr positiv entwickelt. Auch wenn aktuell keine Notwendigkeit da ist: Wir haben seine Worte vernommen“.