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Frankfurt (Oder) Digitales und analog: Ausstellung mit Kunst von Fred Hüning

Familiengeschichten über Flucht und Vertreibung im Zweiten Weltkrieg gibt es viele. Auch bei dem Fotografen Fred Hüning. Er machte sich für eine Fotoreise nach Polen auf - mit der Kamera und per Mausklick.

Von dpa 07.08.2023, 10:22
Blick auf das Stadtzentrum von Frankfurt (Oder) mit der St. Marienkirche.
Blick auf das Stadtzentrum von Frankfurt (Oder) mit der St. Marienkirche. Patrick Pleul/dpa

Frankfurt (Oder) - Eine Spurensuche an die polnische Ostseeküste und eine zweite Reise dorthin per Street View: Der Berliner Fotograf Fred Hüning hat Digitales und Analoges in einer Ausstellung miteinander kombiniert. Seine Schau „Mutter ist aus Pommerland“ ist derzeit im Chorraum der Marienkirche in Frankfurt (Oder) zu sehen. Die Stadt hat sie gefördert, ein Künstlerverein aus Hoppegarten hat die Schirmherrschaft.

Der 1966 in Schleswig-Holstein geborene Künstler machte sich im Sommer 2005 zu Fuß und per Anhalter zu einer Reise entlang der polnischen Ostseeküste auf, zum Geburtsort seiner Mutter, ins heutige Miastko und ehemalige Rummelsburg. Es ging um ein deutsch-polnisches Projekt der berühmten Ostkreuzschule für Fotografie, an der er damals studierte. Zunächst berichtete die „Märkische Oderzeitung“ darüber.

Er habe in Polen viel von dem wiedererkannt, was er auch aus Schleswig-Holstein kenne, erzählte Hüning der Deutschen Presse-Agentur. „Man sieht immer, was in einem selber steckt.“ Viel habe mit der eigenen Geschichte zu tun.

Im Jahr 2022 trat der Künstler die Reise noch einmal an, diesmal aber zu Hause vor dem Bildschirm sitzend mit dem fotografischen Tool Google Street View. Er habe schon immer gern auch mit Fremdmaterial aus dem Internet gearbeitet, erklärte Hüning. Für seine digitalen Bilder fuhr er mit der „Maus“ über die Straßen. „Irgendwo blieb ich hängen, machte Screenshots oder fotografierte vom Bildschirm ab.“

Hüning stellt Altes und Neues gegenüber. Als Grundlage für seine Reise-Idee diente ein Erinnerungstext seiner Großmutter, die die dramatischen Umstände der Flucht aus Pommern 1945 aufgeschrieben hat und darin beschrieb, wie die Familie nach Schleswig-Holstein kam.

Die analogen Bilder zeigen in Ostseewellen sitzende polnische Kinder, angelnde Jugendliche, eine Mädchengruppe am Strand. Die Street View-Bilder geben Straßengeschehen wieder: Mütter mit Kinderwagen und Hunden, Paare beim Eisessen. Aus Datenschutzgründen sind die Gesichter unkenntlich gemacht. Für Künstler Hüning ist das ein Reiz: Dadurch könne er sich mehr auf Gesten und Körperhaltungen konzentrieren. „Personen werden für mich plötzlich zu Archetypen.“