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Ein richtiger Bums - Segler kollidiert mit Buckelwal

Bei kabbeliger See kollidiert ein Segler im Greifswalder Bodden mit einem Buckelwal. Das raue Wetter und die geringe Wassertiefe könnten nach Einschätzung des Meeresmuseums den Unfall begünstigt haben.

Von Martina Rathke, dpa 06.09.2016, 11:09

Stralsund (dpa) - Ein Segelboot ist bei der Ostsee-Insel Rügen mit einem Buckelwal zusammengestoßen. Der Wal lebt seit einigen Wochen als Irrgast im Greifswalder Bodden. Für den Stralsunder Andreas Kohl, der auch schon über den Atlantik gesegelt ist, war es das spektakulärste Erlebnis auf dem Wasser.

Wie der 72-Jährige berichtete, war er am Montag mit seinem sieben Meter langen Boot von Rügen nach Stralsund unterwegs, als er mit dem Wal zusammenstieß. Es hat einen richtigen Bums gegeben, berichtete er. Dann habe sich neben ihm ein Körperteil einen halben Meter aus dem Wasser gehoben. Ich hatte richtig Schiss bekommen, sagte der Stralsunder der Deutschen Presse-Agentur. Der Greifswalder Bodden ist ein Randgewässer der Ostsee zwischen den Insel Rügen und Usedom.

Nach Angaben des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund war dies bereits die 21. Sichtung des etwa zehn Meter großen Tieres seit Ende Juli. Der Mann habe den Schrecken seines Lebens bekommen, sagte der Direktor des Meeresmuseums, Harald Benke. Kollisionen sind selten. Dabei handele es sich in der Regel – wie auch vermutlich jetzt – um Unfälle. Buckelwale gelten als nicht aggressiv gegenüber dem Menschen, wie Benke sagte.

Das raue Wetter am Montag mit bis zu anderthalb Meter hohen Wellen könnte die Kollision begünstigt haben. Bei solch aufgewühlter See ist es auch unter Wasser laut. Möglicherweise hat der Wal das Boot nicht geortet, ergänzte der Kurator für Meeressäuger, Michael Dähne. Zudem sei der Greifswalder Bodden sehr flach, so dass das Tier nicht – wie es Buckelwale üblicherweise tun – nach unten wegtauchen konnte. Auch war der Segler mit hoher Geschwindigkeit (elf Knoten/20 Kilometer pro Stunde) unterwegs.

Die Biologen des Deutschen Meeresmuseums rätseln, warum sich das Tier bereits so lange in dem flachen, stark von Wassersportlern frequentierten Gewässer aufhält. Auch sei sein Verhalten untypisch für Buckelwale, sagte Dähne. Normalerweise sprängen die Tiere aus dem Wasser. Dieser Wal sei aber nur zweimal dabei beobachtet worden. Wassersportler bekamen immer nur kurz einen Teil des Rückens und die Finne zu sehen. Nur selten wurde er fotografiert. Deshalb können die Forscher auch den Gesundheits- und Ernährungszustand des Tieres schwer einschätzen.

Die in Ozeanen beheimateten Buckelwale können bis zu 15 Meter groß werden. Zuletzt waren Vertreter der Spezies häufiger als Irrgast in der Ostsee zu sehen - zuletzt 2014/2015 sogar eine Mutter mit Kalb. Diese beiden Tiere hatten nach Einschätzung dänischer Forscher offenbar in der Ostsee überwintert. Vor der deutschen Ostsee-Küste gibt es Nachweise von Buckelwalen für 1766, 1978, 2003 und 2008.

Die Forscher hoffen, dass der Wal wieder den Weg aus der Ostsee in die Nordsee und den Atlantik findet. Buckelwale ernähren sich von Krill, kleinen Krebstieren. Derzeit bekommt der im Bodden schwimmende Wal nach Dähnes Einschätzung im Greifswalder Bodden genügend Nahrung über das Zooplankton im Bodden. Bei dem Zusammenstoß scheint sich das Tier den Berichten des Seglers zufolge nicht verletzt zu haben.