Überflutungsgefahr Ernste Hochwasserlage kommende Woche erwartet
Der Wasserstand der Oder geht weiter nach oben, aber noch ist die Lage ruhig. Zur Wochenmitte hin dürfte die Anspannung hingegen steigen. Verschärfter Hochwasseralarm steht bevor.
Frankfurt (Oder)/Seelow - Während sich die Hochwassersituation an der Elbe entspannt, müssen sich die Oder-Regionen in Brandenburg auf eine Verschärfung der Lage einstellen. „In einigen Bereichen der Oder kann in den nächsten Tagen die höchste Warnstufe 4 erreicht werden. Deshalb bleiben wir wachsam“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Wann genau extremes Hochwasser zu erwarten ist, ist noch unklar. Die Vorkehrungen gegen Überflutungen und Hochwasserschäden gehen entlang der Oder jedenfalls weiter. Stabile Spundwände wurden aufgebaut, um Wassermassen abzuhalten.
Demonstration mit Sandsäcken vor Brandenburger Tor
Das Hochwasser in Europa und Teilen Deutschlands löst auch eine Debatte über die Bedeutung des Klimaschutzes aus. Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation demonstrierten mit Sandsäcken vor dem Brandenburger Tor in Berlin: „Klimakatastrophe = Flutkatastrophe“ stand auf Schildern.
Umweltminister will mehr Tempo beim Klimaschutz
Auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) rechnet damit, dass Extremwetterereignisse wie Dürre und Starkregen künftig zunehmen werden. „Deshalb müssen wir für unseren Schutz, den Schutz der Menschen und unserer Infrastruktur, ambitioniert und mit mehr Tempo den Klimaschutz vorantreiben und damit besser vorsorgen.“
Frankfurt erwartet in der ersten Wochenhälfte ernste Lage
Am Pegel Frankfurt (Oder) stiegen die Wasserstände kontinuierlich, sodass für diesen Bereich am Nachmittag die Alarmstufe 1 ausgerufen wurde, wie das Landesamt für Umwelt mitteilte. Die unterste Alarmstufe gilt seit Mittwoch bereits für die Pegel Ratzdorf und Eisenhüttenstadt.
Die Oder-Stadt Frankfurt rechnet am Wochenende nicht mit einer Zuspitzung der Situation, wie ein Sprecher sagte. In der ersten Wochenhälfte würden dann jedoch bisherige Höchststände und die Alarmstufe 3 erwartet - das heißt ein Wasserstand von sechs Metern. Es sei noch unklar, ob die Wasserstände mehrere Tage auf einem hohen Niveau blieben.
Der Kreis Märkisch-Oderland teilte mit, dass der Pegelstand am Montag nach den aktuellen Prognosen Alarmstufe 3 erreichen werde. Es sei wahrscheinlich, dass dann schnell die höchste Stufe 4 folge, hieß es. In dem Landkreis wurden in Oder-Nähe erste Straßen gesperrt.
Vorkehrungen gehen weiter - Kleist-Museum schließt
Vor allem Feuerwehr und Technisches Hilfswerk bereiten sich weiter auf den Ernstfall vor. Spundwände wurden hochgezogen, Baustellen in Flussnähe gesichert. In Frankfurt (Oder) schließt außerdem bis Montag das Kleist-Museum. In der Stadt leben nach eigenen Angaben 838 Einwohner in Straßenzüge, die als vom Hochwasser gefährdet gelten.
Migranten melden sich zum Sandsack-Füllen
Zum Schutz gegen das drohende Hochwasser helfen Migranten aus einer Unterkunft der Zentralen Ausländerbehörde des Landes Brandenburg (ZABH) in Frankfurt (Oder) beim Befüllen von Sandsäcken. Da in einem gefährdeten Stadtgebiet viele ältere Menschen leben, die Hilfe beim Füllen und Transportieren der Sandsäcke brauchen, bat das Deutsche Rote Kreuz in einer ZABH-Einrichtung um freiwillige Hilfe, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Das Echo sei sehr gut gewesen. Rund 30 Migranten seien mit großer Motivation beim Sandsack-Füllen dabei.
Bauernpräsident: Biber können Deichsicherheit gefährden
Vor Hochwasser sollen die vielen Deiche schützen, die in Brandenburg in den vergangenen Jahren vielerorts saniert und verstärkt wurden. Ab Alarmstufe 3 sind Deichwachen auf den Schutzanlagen unterwegs, um nach möglichen Schadstellen Ausschau zu halten.
Eine Gefahr für die Deichsicherheit kann nach Ansicht des brandenburgischen Bauernpräsidenten von Bibern ausgehen. Deshalb gelte angesichts der Hochwasserlage eine Sonderregelung am Oderdeich zum Abschuss der geschützten Tiere, sagte Henrik Wendorff, der einen Landwirtschaftsbetrieb in Märkisch-Oderland hat, der Deutschen Presse-Agentur. Jäger dürfen demnach Biber, die sich im Deich eingegraben haben, schießen. „Katastrophenschutz geht vor Artenschutz“, sagte Wendorff. Biber suchen bei Hochwasser, das ihre Bauten bedroht, Schutz in den Deichen.