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Studie Kita-Personal wünscht sich bessere Vorlese-Bedingungen

Viele Eltern haben keine Zeit, ihren Kindern etwas vorzulesen - dabei ist Vorlesen für die Entwicklung enorm wichtig. Die Hoffnung: dass in der Kita vorgelesen wird. Aber klappt das?

Von Carola Große-Wilde, dpa Aktualisiert: 28.10.2021, 12:37
Eine Frau liest Kindern aus einem Buch vor.
Eine Frau liest Kindern aus einem Buch vor. Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Hamburg/Mainz - Vorlesen ist für die Entwicklung von Kindern enorm wichtig. Trotzdem erhalten ein Drittel der Kinder zu Hause von ihren Eltern keine oder nur selten Impulse durch Vorlesen und Erzählen.

Viele Eltern, die selten oder nie vorlesen, berufen sich darauf, dass den Kindern „ja woanders schon genug vorgelesen wird, zum Beispiel in der Kita“.

Das waren Ergebnisse der Vorlesestudie von 2020. Aber wird den Kindern in den Kitas tatsächlich genug vorgelesen? Das wurde in der aktuellen Vorlesestudie der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutsche Bahn Stiftung untersucht, die am Mittwoch online vorgestellt wurde.

Danach erhalten in 91 Prozent der Kitas Kinder mindestens einmal am Tag Impulse durch Geschichten. Dabei war es jedoch „egal, ob sie jemand vorliest oder ob das Kind selbst in einem Bilderbuch blättert, ein Hörbuch hört oder ihm jemand etwas erzählt“.

„Zeit- und Personalschlüssel sind dabei für viele Fachkräfte Hürden, so intensiv selbst vorzulesen, wie sie es gerne möchten“, sagte Prof. Simone Ehmig von der Stiftung Lesen. Befragt wurden für die Studie bundesweit 507 pädagogische Fachkräfte aus Einrichtungen, die repräsentativ für Kitas in Deutschland sind.

In 41 Prozent der Kitas nehmen Fachkräfte überdurchschnittlich viele Kinder wahr, denen Impulse durch Vorlesen zu Hause von den Eltern fehlen. Als einer der Gründe vermuten 95 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher, dass „zu Hause vor allem digitale Medien oder Fernsehen genutzt werden“.

Deutlich mehr als zwei Drittel (78 Prozent) geben an, dass die Eltern zu wenig Zeit zum Vorlesen oder keine Lust zum Vorlesen haben. Eltern mit anderer Herkunftssprache hätten außerdem keine Geschichten in ihrer Sprache zur Verfügung (54 Prozent) oder könnten selbst nicht so gut lesen (51 Prozent).

Eine klare Mehrheit der Befragten (63 Prozent) sieht Bücher in den Herkunftssprachen als Möglichkeit zur Motivation von Eltern. Fast alle Erzieherinnen und Erzieher (92 Prozent) wünschten sich mehr Zeit, mehr Geld und mehr Personal zur Unterstützung ihrer Elternarbeit.

„Die Befragung der Fachkräfte belegt, dass Vorlesen ein Grundbedürfnis von Kindern ist“, sagte „Zeit“-Geschäftsführer Rainer Esser. Gleichzeitig sei Vorlesen ein wichtiger Grundstein für die kindliche Entwicklung und die Ausbildung einer guten Lesekompetenz. „Wir müssen alles tun, um Kitas durch die flächendeckende Ausstattung mit guten Geschichten zu unterstützen.“

Nach Ansicht des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) erhöht das Nicht-Vorlesen der Eltern die Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte, diese Versäumnisse bestmöglich aufzufangen. „Nur wenn Kitas durch die Politik angemessen unterstützt und gefördert werden, können Kinder angemessen unterstützt und gefördert werden“, sagte der Bundesvorsitzende Udo Beckmann, Vorstandsmitglied der Stiftung Lesen. Vor allem der eklatante Personalmangel an Kitas und die damit einhergehende Be- und Überlastung des pädagogischen Fachpersonals müssten von der Politik konsequenter angegangen werden.