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Experten sind alarmiert: Neue und stärkere Drogen in Europa

Jede Woche werden in der EU im Schnitt zwei neue Rauschmittel entdeckt. Doch nicht nur das bereitet den EU-Drogenexperten in Lissabon Sorgen.

31.05.2016, 14:15

Lissabon (dpa) - Drogenexperten sind alarmiert: Mehr und mehr neue Rauschmittel kommen in Europa in Umlauf. Manche der neuen, aber auch der traditionellen Substanzen werden außerdem stärker. Und zu allem Übel nimmt auch der Drogenkonsum insgesamt zu.

In ihrem am Dienstag in Lissabon veröffentlichten Jahresbericht spricht die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) von einem robusten Drogenmarkt in der EU.

Im vergangenen Jahr wurden in den EU-Ländern den Angaben zufolge 98 bis dahin unbekannte, künstlich hergestellte Rauschmittel entdeckt. Die Zahl der neuen Substanzen belaufe sich somit seit Einrichtung des sogenannten Frühwarnsystems 1997 auf mehr als 560, von denen allein 380 in den vergangenen fünf Jahren neu gemeldet worden seien.

Im Bericht wird auch auf die Gefahren durch Drogenmärkte im Internet und auf die Gesundheitsrisiken von Produkten mit hohem Wirkstoffgehalt hingewiesen - nicht nur bei den Designerdrogen. Sowohl bei Cannabisharz als auch bei Cannabiskraut ist der Wirkstoffgehalt nach Angaben der Experten zum Beispiel höher denn je. Ein Konsumanstieg werde unterdessen bei Cannabis, nach einigen Jahren des Rückgangs jetzt aber auch wieder bei Ecstasy verzeichnet.

Sorge bereitet auch die in einigen Ländern registrierte Zunahme der Todesfälle wegen Überdosierungen. 2014 seien in der EU mindestens 6800 Menschen infolge einer Überdosierung gestorben, die meisten im Zusammenhang mit Heroin und anderen Opioiden. Das sei insgesamt ein leichter Anstieg gegenüber 2013. Länder wie das Vereinigte Königreich, Irland, Litauen und Schweden berichteten, so die EMCDDA, sogar von einer beunruhigenden Zunahme.

Insgesamt macht diese neueste Analyse deutlich, dass die drogenpolitische Agenda Europas einen umfangreicheren und komplexeren Katalog von politischen Themen umfassen muss als bisher, forderte die Drogenbeobachtungsstelle, die seit Januar mit dem Belgier Alexis Goosdeel einen neuen Direktor hat. Der deutsche Wolfgang Götz war nach gut zehn Amtsjahren in Rente gegangen.

EU-Drogenbericht