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Sexuelle Handlungen vornehmen Fall Lügde: Kinder mussten Kinder missbrauchen

13.05.2019, 20:29

Lügde (dpa) - Im Fall des massenhaften Missbrauchs in Lügde sollen minderjährige Opfer gezwungen worden sein, an anderen Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen.

Das berichtete das "Westfalen-Blatt" unter Berufung auf Ermittlungsakten und einen Abschlussbericht, den die Ermittlungskommission an die Staatsanwaltschaft Detmold übergeben habe. Der in der Zeitung zitierte Bielefelder Opferanwalt Peter Wüller sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Montag, es solle nach Aussagen vieler Opfer zu Vergewaltigungen gekommen sein. Kinder hätten zudem an sich selbst und anderen Minderjährigen sexuelle Handlungen vornehmen oder beim Missbrauch zusehen müssen.

Die ermittelnde Polizei in Bielefeld und die Detmolder Staatsanwaltschaft äußerten sich nicht zum Bericht des "Westfalen-Blatt". Danach wird dem Hauptbeschuldigten - einem 56-jährigen Dauercamper - sexueller Missbrauch von 28 Kindern vorgeworfen, seinem Komplizen (33) der Missbrauch von 18 minderjährigen Opfern. Solange die Ermittlungen andauerten, werde man zu Ergebnissen oder Vorwürfen im Detail keine Angaben machen und Medienberichte weder dementieren noch bestätigen, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Vetter der dpa. Auch die Polizei in Bielefeld erteilte keine Auskünfte.

Wüller schilderte, er habe die umfangreiche Hauptakte gelesen sowie die Fallakten, die die vier Opfer betreffen, die er vertrete. Daraus gehe hervor, dass die jüngsten Opfer im Kindergartenalter gewesen seien. Den Mädchen und Jungen sei unfassbares Leid zugefügt worden. Es soll zu brutalen Vergewaltigungen gekommen sein, sagte Wüller. Bei so vielen Opfern und mutmaßlichen Taten in derart gewaltigem Umfang sei mit hohen Freiheitsstrafen zu rechnen. Nach ursprünglicher Planung soll ein Prozess im Juni beginnen.

Laut einem Bericht vom Montagabend wurde gegen den 56 Jahre alten Dauercamper und einen 49-Jährigen aus Niedersachsen inzwischen Anklage am Landgericht Detmold erhoben. Das habe das Gericht bestätigt, berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". Das Gericht und die Staatsanwaltschaft Detmold waren dazu am Abend nicht zu erreichen.

Den 56 und 33 Jahre alten Beschuldigten wird vorgeworfen, über viele Jahre hinweg auf einem Campingplatz in Lügde (Nordrhein-Westfalen) mehr als 40 Kinder missbraucht und dabei gefilmt zu haben. Die beiden Männer und der 49-Jährige sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft. Gegen weitere fünf Personen wird ermittelt wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs, des Besitzes von kinderpornografischem Material oder Strafvereitelung im Amt.

Ein Polizeiauto steht vor dem versiegelten Campingwagen des mutmaßlichen Täters. Foto: Guido Kirchner
Ein Polizeiauto steht vor dem versiegelten Campingwagen des mutmaßlichen Täters. Foto: Guido Kirchner
dpa
Die zum Teil abgerissene Parzelle des mutmaßlichen Täters. Foto: Guido Kirchner
Die zum Teil abgerissene Parzelle des mutmaßlichen Täters. Foto: Guido Kirchner
dpa
Dem Hauptbeschuldigten, einem 56-jährigen Dauercamper, wird sexueller Missbrauch von 28 Kindern vorgeworfen: Foto: Guido Kirchner
Dem Hauptbeschuldigten, einem 56-jährigen Dauercamper, wird sexueller Missbrauch von 28 Kindern vorgeworfen: Foto: Guido Kirchner
dpa
Weg damit: Ein Bagger reist die Parzelle des mutmaßlichen Täters auf dem Campingplatz Eichwald ab. Foto: Guido Kirchner/Archivbild
Weg damit: Ein Bagger reist die Parzelle des mutmaßlichen Täters auf dem Campingplatz Eichwald ab. Foto: Guido Kirchner/Archivbild
dpa