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Fünf Prozent der Kinder droht Internet-Sucht

Studien über das Verhalten von Kindern im Internet gibt es einige - aber die Krankenkasse DAK ließ nun Eltern dazu befragen. Heraus kam unter anderem, dass viele Kinder und Jugendliche freie Hand im Netz haben.

30.11.2015, 18:57

Berlin (dpa) - Für etwa jedes 20. Kind im Alter zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland gibt es laut einer Studie ein erhöhtes Risiko der Internet-Sucht.

Und rund die Hälfte der Eltern stellt ihren Kindern demnach keine Regeln zur Internet-Nutzung auf. Die am Montag vorgelegten Zahlen ergaben sich aus einer Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Für sie befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Sommer 1000 Eltern.

Demnach verbringt im Schnitt jedes vierte Kind im Alter zwischen 12 und 17 Jahren an einem gewöhnlichen Wochentag rund eine Stunde im Internet, bei 29 Prozent sind es zwei Stunden. Am Wochenende sei jeder Fünfte sechs Stunden oder länger im Netz. In knapp jeder dritten Familie werde nicht festgelegt, welche Inhalte sich Kinder und Jugendliche im Netz ansehen dürfen.

Gut ein Fünftel der Eltern (22 Prozent) gaben an, ihr Kind fühle sich ruhelos, launisch, niedergeschlagen oder gereizt, wenn es versuche, das Internet weniger zu nutzen oder damit ganz aufzuhören. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters, sieht auf Grundlage der Umfrage bei knapp fünf Prozent ein erhöhtes Gefährdungspotenzial. Wir können nicht sagen, ob sie schon eine Internet-Sucht entwickelt haben, schränkte er ein. Aber sie sind stärker gefährdet.

Bei rund der Hälfte der Eltern verbringt das Kind der Studie zufolge mehr Zeit online als es sich vorgenommen hatte. Kinder von alleinerziehenden nutzen das Internet häufiger. Die populärsten Aktivitäten sind das Ansehen von Videos und Online-Spiele. Nach Einschätzung der Eltern verbringen jeweils rund 29 Prozent der Kinder damit mehr als die Hälfte ihrer Online-Zeit. Für 28 Prozent seien das Chats und Messenger.

Internetsucht ist noch nicht offiziell als Krankheit anerkannt. An vielen Orten in Deutschland wird dazu aber bereits geforscht, sagte der Geschäftsführer des Gesamtverbandes für Suchthilfe, Theo Wessel, der Deutschen Presse-Agentur.

Für viele Eltern sei es sehr schwierig, Regeln aufzustellen, räumte er ein. Es gibt hier eine Lücke zwischen den Generationen. Anders als ihre Kinder sind die Eltern nicht in die Internetwelt hineingeboren. Ihnen fehlt daher oft die Kompetenz, Regeln zu entwickeln, so Wessel.

PM der DAK