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Bildung Gewerkschaft: Lehrkräftemangel erschwert Neustart an Schulen

Homeschooling, kein Sport, keine Musikschule: Kinder und Jugendliche haben während des Lockdowns besonders gelitten. Aus Sicht von Pädagogen und Schülerschaft ist mehr Personal zur Bewältigung der Corona-Folgen notwendig.

Von dpa Aktualisiert: 22.09.2021, 06:03
Schwamm und Kreide liegen in einem Klassenraum unter einer Tafel.
Schwamm und Kreide liegen in einem Klassenraum unter einer Tafel. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Hannover - Die Personalknappheit an niedersächsischen Schulen erschwert aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW den Neustart nach monatelangem Homeschooling. Dabei gehe es für die Schülerinnen und Schüler gar nicht nur um das Nachholen von Stoff, sondern vor allem um das Aufarbeiten des Erlebten, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Problematisch sei, dass die meisten Personalmaßnahmen in Zusammenhang mit Corona zeitlich befristet seien: „So ist es schwierig, die Stellen zu besetzen und später ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis zu den Schülerinnen und Schülern auszubauen.“ Niedersachsen habe seit Jahren verschlafen, genügend Ausbildungsplätze für Lehrkräfte zu schaffen.

Nach Angaben des niedersächsischen Kultusministeriums sind im aktuellen Einstellungsverfahren mehr als 1590 neue Lehrkräfte ausgewählt worden (Stand 17. September). Ausgeschrieben waren allerdings knapp 2000 Stellen. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) betonte vor drei Wochen, dass das Einstellungsverfahren noch laufe. Allerdings zu schleppend, meinte die Gewerkschaft. GEW-Chefin Pooth kritisierte: „Besonders dramatisch stellt sich der Personalmangel an Real-, Haupt- und Oberschulen dar. Doch auch an Grundschulen und im berufsbildenden Bereich ist es nach Rückmeldungen aus den Schulen nicht viel besser.“

Der niedersächsische Landesschülerrat fordert ebenfalls mehr Unterstützung beim Aufholen von Lernstoff nach anderthalb Jahren Pandemie. Zur Unterstützung der Lehrkräfte sollten kurzfristig Quereinsteiger und Studierende in die Schulen geholt werden, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Justus Scheper aus Nordhorn (Grafschaft Bentheim). Sie könnten dabei helfen, die während des Lockdowns entstandenen Lücken zu schließen.

Laut Ministerium haben Schulleitungen die Möglichkeit erhalten, etwa Studierende und pensionierte Lehrkräfte befristet an die Schulen zu holen. Im Rahmen des Aktionsprogramms „Startklar in die Zukunft“ stünden dafür 160 Vollzeitstellen zur Verfügung, die bereits in sehr hohem Umfang umgesetzt worden seien. Auch hätten Teilzeitkräfte ihre Stundenzahl kurzfristig aufgestockt.

Nach Beobachtung des Landesschülerrates herrscht dennoch Personalmangel. Bei kurzfristigen Erkrankungen von Lehrerinnen und Lehrern falle der Unterricht vielerorts komplett aus, weil keine Vertretungskräfte vorhanden seien, bemängelte Scheper. Auch die Opposition im Landtag beklagte, dass zum neuen Schuljahr nicht genügend Lehrkräfte eingestellt worden seien. Manche Schulen müssen deshalb auch Kürzungen bei Arbeitsgemeinschaften oder dem Förderunterricht für schwächere Schülerinnen und Schüler vornehmen.

„Was die Ausstattung mit Luftfiltern angeht, hinkt Niedersachsen anderen Bundesländern hinterher“, kritisierte der 19-jährige Gymnasiast außerdem. Mittlerweile seien die Preise für die Geräte gestiegen, zudem gebe es lange Lieferzeiten. „Derzeit ist das Öffnen von Fenstern in den Unterrichtsräumen noch kein Problem, weil das Wetter angenehm ist, aber in den Wintermonaten wird das eine ordentliche Herausforderung.“ Dem hält der Ministeriumssprecher entgegen, dass die Geräte die Notwendigkeit des Lüftens nicht ersetzten. Zudem sei bei kalten Außentemperaturen schon ein Lüften von etwa drei bis fünf Minuten sehr wirksam.

Das Maskentragen während des Unterrichts ist nach Beobachtung der Landesschülerrats bei der weit überwiegenden Mehrheit der Kinder und Jugendlichen indessen akzeptiert und bereitet keine Probleme.