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Wahlen Hungerstreik fürs Klima: Zwei junge Frauen brechen ab

Nach fast drei Wochen ohne Nahrung geht es an die Substanz. Trotz Schwächeanfällen und Klinikaufenthalten will ein harter Kern junger Umweltschützer in Berlin zur Rettung des Klimas weitermachen.

Von dpa Aktualisiert: 20.09.2021, 22:59
Ein Camp von Hungerstreikenden ist im Regierungsviertel aufgebaut.
Ein Camp von Hungerstreikenden ist im Regierungsviertel aufgebaut. Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

Berlin - In Berlin haben am Wochenende zwei junge Klimaaktivistinnen ihren Hungerstreik zur Rettung des Klimas abgebrochen. Die 19-jährige Lina Eichler aus Dortmund war am Samstagmorgen entkräftet zusammengebrochen und mit einem Rettungswagen in die Charité eingeliefert worden. Am Nachmittag entschloss sie sich nach ihrer Entlassung aus der Klinik, das Fasten aus medizinischen Gründen zu beenden, sagte Sprecherin Hannah Lübbert der Deutschen Presse-Agentur. Eine zweite Aktivistin, die sich Mephisto nennt, habe danach entschieden, die Aktion aus psychischen Gründen aufzugeben. Beide Frauen hätten nun sehr langsam angefangen, wieder etwas zu essen, sagte Lübbert am Sonntagnachmittag. Sie wollten sich weiterhin im Protest-Camp aufhalten.

Eine sechsköpfige Gruppe junger Erwachsener hatte am 30. August vor dem Reichstagsgebäude mit einem unbefristeten Hungerstreik begonnen. Ihr Ziel ist zum einen ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten über den Klimawandel. Zum anderen verlangen sie die Einsetzung eines Bürgerrats, der der Politik Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz vorgeben soll.

Am Samstagnachmittag hatte ein Arzt im Camp auch dem 27-jährigen Jacob Heinze aus Hamburg dringend geraten, in eine Klinikambulanz zu gehen. Auch Heinze ließ sich daraufhin an der Charité behandeln, entschloss sich aber danach zum Weitermachen. Bereits am Dienstag war Heinze nach einem Schwächeanfall vorübergehend in ein Krankenhaus gebracht worden, fastete danach jedoch weiter.

Alle drei Kanzlerkandidaten hatten die Hungernden aufgefordert, ihre Protestaktion abzubrechen. Dann seien sie zu Diskussionen bereit, allerdings nach der Bundestagswahl, einzeln und nicht öffentlich.

Eichler und Heinze waren am Freitag nach einer Wahlveranstaltung mit Olaf Scholz ins Gespräch gekommen. Danach waren beide nach eigenen Angaben verstört. „Olaf Scholz redet in einer beängstigenden Ruhe über seine Pläne, die uns direkt in die Klimakatastrophe führen. Das macht mir große Angst“, teilte Heinze am Samstag in einer Presseinformation mit.

Auch Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace hatten die Klimaschützer gebeten, ihren Hungerstreik zu beenden. Man teile das Anliegen, appelliere aber aus Sorge um Gesundheit und Wohlergehen, „junges Leben nicht aufs Spiel zu setzen“.