1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. IG Metall: Klimaschonende Stahlproduktion fördern

Stahl IG Metall: Klimaschonende Stahlproduktion fördern

Noch trägt die Stahlbranche erheblich zum CO2-Ausstoß der Industrie bei - in einigen Jahren soll sich die Klimabilanz dank Wasserstoff und neuer Produktionsverfahren deutlich verbessert haben. Ohne mehr politische Hilfe könnte es aber eng werden, warnen Gewerkschafter.

Von dpa Aktualisiert: 23.09.2021, 23:59
Thorsten Gröger, Bezirkschef der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Thorsten Gröger, Bezirkschef der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Julian Stratenschulte/dpa/Archiv

Salzgitter/Berlin - Die IG Metall verlangt von der Politik mehr Unterstützung beim Umbau der Stahlindustrie in Richtung langfristige CO2-Neutralität und der dafür nötigen Erweiterung der Energienetze. „Wir kämpfen für Forschungs- und Investitionsförderung, den Ausbau der Energie-Infrastruktur sowie eine europäische Handelspolitik, die klimafreundliche Stahlproduktion belohnt, statt sie zu bestrafen“, sagte der Bezirkschef der Gewerkschaft in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, am Mittwoch in Salzgitter.

Dort trafen sich am Werkstor der Salzgitter AG laut IG Metall gut 2500 Beschäftigte zu einer Kundgebung, um vor der Bundestagswahl auf die Lage der Stahlbranche im internationalen Wettbewerb aufmerksam zu machen. Mehrere Demonstrationszüge waren vom Betriebsgelände gekommen - auf Transparenten hieß es „Sozial-ökologischer Wandel ist möglich“ oder „Grüner Stahl - unsere Zukunft“. Der neue Konzernchef Gunnar Groebler sagte, die Politik verspreche oft, Stahlerzeuger zu stärken. „Jetzt ist es an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen.“

Stahlerzeuger aus Übersee bieten viele Produkte - auch wegen geringerer Umweltauflagen - oft billiger an, europäische Hersteller warfen zudem China unfaire Handelspraktiken vor. Thema der Demo waren aber vor allem die hohen Investitionen, die in den kommenden Jahren für eine enge Ausrichtung an den Klimaschutzzielen erforderlich sind.

Die Stahlindustrie will schrittweise weg von der klimaschädlichen Kokskohle und ihr Eisenerz verstärkt mit Wasserstoff behandeln. Dabei wird im Kern kein neues CO2 frei, elementarer Wasserstoff muss jedoch selbst erst mit hohem Energieeinsatz etwa aus Wasser gewonnen werden (Elektrolyse). Für diese Spaltung wiederum muss im Interesse einer optimalen Gesamtbilanz hinreichend Ökostrom zur Verfügung stehen.

Eine Pilotanlage läuft bei Salzgitter schon, mit wasserstoffbasierter Stahlerzeugung insgesamt will Groebler dann ab Ende 2025 beginnen. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß mit dem neuen Verfahren um 30 Prozent, bis 2050 um 95 Prozent sinken. Die IG Metall befürwortet den Kurs, sieht allerdings „große Herausforderungen“ beim Umbau der Branche.

EU und Bundesregierung müssten die Transformation aktiv unterstützen - auch mit staatlichen Fördermitteln, entschlossenerem Ökostrom-Ausbau und dem Eintreten für eine grüne Wasserstoffwirtschaft. „Nicht zuletzt bedarf es Arbeitsplatz- und Standortgarantien sowie eines Ausbaus an Qualifizierungsangeboten für Beschäftigte“, so Gröger. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte eine EU-weite Debatte über Klimaschutzkosten der Stahlindustrie gefordert.