1. Startseite
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Buntes Geflimmer am Morgen: Kräftiger Sonnensturm sorgt für Polarlichter bis nach Bayern

Buntes Geflimmer am Morgen Kräftiger Sonnensturm sorgt für Polarlichter bis nach Bayern

Polarlichter gab es in den vergangenen Monaten schon häufiger mal zu sehen - am frühen Mittwoch erneut und so weit südlich wie selten. Fans des Schauspiels haben weiter Chancen.

Von dpa 12.11.2025, 09:24
Starke Sonnenstürme können Polarlichter erzeugen, die noch weit südlich der Polarregionen zu sehen sind - sogar in Baden-Württemberg noch. (Archivbild)
Starke Sonnenstürme können Polarlichter erzeugen, die noch weit südlich der Polarregionen zu sehen sind - sogar in Baden-Württemberg noch. (Archivbild) Valentin Gensch/dpa

Berlin - Ein heftiger Sonnensturm hat in der Nacht für Polarlichter bis weit in den Süden gesorgt. Selbst in Bayern waren sie in den Morgenstunden zu sehen. Webcams in den Alpen zeichneten das Spektakel zwischen 4.00 und 5.00 Uhr auf, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München sagte. Auch über Baden-Württemberg seien rötliche, pinke und teils grüne Lichteffekte zu sehen gewesen, sagte Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg.

Aus den USA wurden Polarlichter ebenfalls weit im Süden - Florida, Texas, Arizona und Alabama - gemeldet, wie es bei der Astronomie-Plattform „Spaceweather“ hieß. Über mögliche Fehlfunktionen bei GPS-gesteuerten Geräten oder Satelliten durch den Sonnensturm wurde zunächst nichts bekannt.

Aus der Salve energiereicher Protonen von der Sonne seien einige so stark gewesen, dass sie die Atmosphäre durchdrangen und den Boden erreichten, hieß es bei „Spaceweather“. Wenn hochenergetische geladene Teilchen von der Sonne so viel Energie besitzen, dass sie bis zur Erdoberfläche vordringen, wird das Ground Level Event (GLE) genannt. Messgeräte auf der ganzen Welt hätten das besondere Ereignis erfasst, wurde Clive Dyer vom Surrey Space Centre zitiert. GLEs dieser Größenordnung seien selten, es gebe sie nur ein- oder zweimal pro Sonnenzyklus, hieß es. Ein solcher Zyklus dauert im Durchschnitt etwa elf Jahre.

Sonnenteilchen + Atmosphären-Moleküle = Polarlicht

Polarlichter entstehen, wenn nach Eruptionen auf der Sonne Wolken aus elektrisch geladenen Teilchen Richtung Erde rasen. Vom schützenden Magnetfeld unseres Planeten werden sie zu den Polen gelenkt. In der oberen Atmosphäre treffen die geladenen Teilchen dann auf Luftmoleküle und regen sie an, Licht auszusenden - zu sehen als bunte, tanzende Lichter am Himmel.

Die Lichtfarben variieren je nach Art des angeregten Gases und Höhe: Sauerstoff kann grünes oder rotes Licht emittieren, Stickstoff oft violette oder blaue Farbtöne. Die Formen der Polarlichter reichen von Vorhängen und Bögen bis hin zu Spiralen, beeinflusst durch die Bewegung des Magnetfeldes. Starke Sonnenstürme können Polarlichter erzeugen, die noch weit südlich der Polarregionen zu sehen sind.

Die Chance, sie zu sehen, ist noch nicht vorbei

Wer das seltene Himmelsphänomen am frühen Mittwochmorgen verpasst hat, bekommt möglicherweise gleich erneut eine Chance, wie Liefke sagte: „Die nächsten zwei Nächte kann man durchaus noch mal auf Alarmstellung bleiben.“ Dank eines weiteren Sonnensturms seien weitere Polarlichter möglich. Eine Garantie gebe es aber nicht - und auch die genaue Zeit lasse sich schwer vorhersagen. Das hänge auch davon ab, wie schnell die Teilchen von der Sonne zur Erde unterwegs sind. 

Blicken sollte man Richtung Norden. Wenn nichts oder kaum etwas zu sehen ist, kann es lohnen, eine Aufnahme mit dem Smartphone zu machen. Polarlichter wirken auf Handy-Fotos oft viel farbiger und kräftiger, weil Smartphones mit speziellen Nachtmodi und längerer Belichtungszeit arbeiten. Die Kamera sammelt das schwache Licht über mehrere Sekunden. Polarlichter wirken auf dem Foto dann ausdrucksvoll und bunt, während wir sie mit bloßem Auge manchmal nur als grauen oder blassen Schein sehen.