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Prozess Mord an Afghanin: Angeklagte äußerten sich nach Festnahme

Von dpa Aktualisiert: 11.08.2022, 14:33
Die Justitia ist an einer Scheibe am Eingang zum Oberlandesgericht zu sehen.
Die Justitia ist an einer Scheibe am Eingang zum Oberlandesgericht zu sehen. Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild

Berlin - Die beiden afghanischen Brüder, die ihre 34-jährige Schwester getötet haben sollen, hatten sich kurz nach ihrer Festnahme geäußert. Mit der Vernehmung des jüngeren Angeklagten hat sich das Berliner Landgericht am Mittwoch im Prozess wegen Mordes befasst. Der 23-Jährige hatte vor rund einem Jahr zu Protokoll gegeben, dass in dem Rollkoffer, mit dem er und sein mitangeklagter Bruder auf Aufnahmen von Überwachungskameras auf einem Berliner Bahnhof zu sehen sind, „nur Kleidungsstücke und so Dinge“ gewesen seien. Weil ein Rad beschädigt gewesen sei, hätten sie den Koffer nicht ziehen können.

Laut Anklage sollen die 27- und 23-Jährigen ihre Schwester am 13. Juli 2021 an einem bislang nicht bekannten Ort getötet, deren Leiche in einem Rollkoffer mit einem Taxi zum Bahnhof Berlin-Südkreuz und dann per ICE nach Bayern gebracht haben. Drei Wochen später wurde die Leiche in einem Erdloch in der Nähe des bayerischen Wohnorts des älteren Angeklagten entdeckt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Brüder die zweifache Mutter ermordet haben, weil sie sich Moralvorstellungen der Familie nicht unterworfen und zudem eine Liebesbeziehung geführt habe.

Im Prozess schweigen die Brüder bislang zu den Vorwürfen. Der Fall hatte eine Debatte um den Begriff „Ehrenmord“ und die gescheiterte Integration von Flüchtlingen ausgelöst. Die Frau und die Brüder waren vor einigen Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Von ihrem afghanischen Mann hatte sie sich 2018 scheiden lassen. Das Opfer hatte zwei Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren. Die Geschwister sind an dem seit März laufenden Prozess als Nebenkläger beteiligt.

Der 23-Jährige sagte in einer sogenannten Beschuldigtenvernehmung am 3. August 2021 weiter, er habe seinen Bruder zum Bahnhof begleitet. „Der Koffer stand zuvor längere Zeit in meinem Zimmer“, übersetzte ein Dolmetscher die Angaben des 23-Jährigen. In einen solchen Koffer „geht kein schweres Gewicht“, so der Angeklagte in der damaligen Vernehmung. Wann sein Bruder den Koffer gekauft habe, könne er nicht sagen. Er habe auch Probleme mit dem Gedächtnis - „manchmal weiß ich nicht, was ich am Vortag gemacht habe“. Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.