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Hoher Anteil tödlicher Unfälle Pedelec-Fahrer leben gefährlich - vor allem ältere

Die Verkaufszahlen von Elektrorädern steigen seit Jahren rasant - und damit die Zahl der Unfälle. Wenn es einen Unfall gibt, hat das für den Fahrer eher fatale Folgen als bei normalen Fahrrädern. Warum das so ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.

22.07.2017, 09:34

München (dpa) - Pedelec-Fahrer leben gefährlich: Nutzer derartiger Elektroräder sterben bei Unfällen wesentlich häufiger als Fahrradfahrer, wie die Daten des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden von 2016 zeigen.

Bei Pedelecs hilft der Elektroantrieb nur dann, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Für Senioren über 65 sei das relative Risiko eines tödlichen Unfalls auf dem Pedelec "doppelt so hoch wie auf einem nichtmotorisierten Rad", sagte Jörg Kubitzki, Unfallforscher der Allianz-Versicherung, der Deutschen Presse-Agentur.

Senioren sind die Hauptkäufergruppe von Pedelecs. Über alle Altersgruppen betrachtet sei das relative Risiko eines tödlichen Pedelec-Unfalls sogar "3,7 mal so hoch wie auf einem nichtmotorisierten Fahrrad", sagt Kubitzki.

Die amtlichen Zahlen: 2016 registrierte die Polizei deutschlandweit 3901 Pedelec-Unfälle "mit Personenschaden", 62 Menschen starben. Im Mittel forderte somit gut jeder 62. solche Pedelec-Unfall ein Todesopfer. Keiner war jünger als 45, 57 waren 65 und älter.

Fahrradunfälle gingen dagegen seltener tödlich aus. Im Schnitt starb bei jedem 234. Radunfall mit Personenschaden ein Mensch - 331 Tote bei einer Gesamtzahl von 77 373 solchen Unfällen. "Wir haben für drei volle Jahre von 2014 bis 2016 inzwischen genaue Unfallzahlen", sagt Allianz-Unfallforscher Kubitzki. "Und da wird statistisch deutlich, dass im Vergleich zum herkömmlichen Rad die Pedelecs auffällig sind."

Das bedeutet nicht unbedingt, dass solche Elektroräder generell unfallträchtiger wären als Fahrräder. Aber wenn es zu einem Unfall kommt, sind die Folgen häufiger schwer. "Das Pedelec bringt ein höheres Verletzungsrisiko mit sich als das Fahrrad", sagt Stephanie Krone, Sprecherin des Fahrradclubs ADFC. "Das liegt an der größeren Verletzungsanfälligkeit seiner meist älteren Nutzer und nicht daran, dass sie mehr Unfälle haben."

Die erhöhte Gefahr sei nicht allein dadurch zu erklären, dass hauptsächlich Senioren auf Pedelecs steigen, argumentiert dagegen Allianz-Unfallforscher Kubitzki. "Pedelecs erreichen eine höhere Geschwindigkeit und weisen fahrdynamische Besonderheiten auf, zum Beispiel beim Anfahren und Abbremsen, die sich von einem herkömmlichen Fahrrad unterscheiden."

ADFC-Fahrsicherheitstrainer Peter Beckmann meint, dass Pedelecs häufig von älteren Menschen gekauft würden, die sehr lange nicht Fahrrad gefahren seien. Fahrsicherheitstrainings speziell für Senioren sind nicht sonderlich populär. "Wir haben letztes Jahr gemeinsam mit dem Sozialverband VdK 22 Fahrsicherheitstrainings angeboten, aber davon konnten wir nur eines durchführen", berichtet Beckmann. Für die übrigen Veranstaltungen meldeten sich nicht genügend Interessenten.

Unfallforscher Kubitzki appelliert trotzdem: "Das sollte man sorgfältig üben, die Verkehrswachten oder auch die Polizei bieten Sicherheitstrainings an. Und es sollte ein Radhelm aufgesetzt werden."

Verkehrsunfallstatistik 2016 - Zahlen zu tödlichen Unfällen auf Seiten 185/186