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Kriminalität Psychologin: Begutachtung von Idar-Oberstein-Täter abwarten

Von dpa Aktualisiert: 22.09.2021, 21:12
Der Schriftzug „Polizei“ steht auf einem Streifenwagen.
Der Schriftzug „Polizei“ steht auf einem Streifenwagen. Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Idar-Oberstein - Die psychischen Hintergründe des tödlichen Schusses von Idar-Oberstein werden nach den Worten von Kriminalpsychologin Lydia Benecke bei einer forensischen Begutachtung des mutmaßlichen Täters geklärt werden. „Auch, wenn viele Menschen sich nun eine schnelle Antwort auf die Frage wünschen, warum eine solche Tat begangen wurde: Diese ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich“, sagte Benecke der Deutschen Presse-Agentur. „Für eine solche Tat kann es sehr unterschiedliche Hintergründe geben.“

So müsse untersucht werden, ob eine psychische Störung oder die Wirkung von Substanzen wie Alkohol oder Drogen eine Rolle spielten, sagte die Kriminalpsychologin und Sachbuchautorin aus Köln. Beispielsweise müsse auch geklärt werden, ob die Realitätswahrnehmung des mutmaßlichen Täters durch eine wahnhafte Störung verzerrt wurde. „Hierbei sind betroffene Menschen unkorrigierbar von nicht real existierenden Sachverhalten überzeugt und dabei stark ich-bezogen.“ Sie könnten sich aufgrund einer verzerrten Realitätswahrnehmung bedroht fühlen und in diesem Kontext aggressiv reagieren. „Entsprechende Zustände können auch durch Substanzen ausgelöst werden.“

„Außerdem ist es wichtig, zu klären, wie die Persönlichkeit einer eine solche Tat begehenden Person strukturiert ist“, betonte Benecke. „Gibt es eine besonders ausgeprägte Kränkbarkeit aufgrund einer narzisstischen Persönlichkeitsstruktur?“ Handelt es sich vielleicht um eine paranoide Persönlichkeitsstruktur, bei der ein Mensch übermäßig misstrauisch ist und den Eindruck hat, andere seien feindselig ihm gegenüber? Gab es vielleicht aufgrund einer besonderen Persönlichkeitsstruktur schon im Vorfeld Auffälligkeiten im zwischenmenschlichen Miteinander?“

Solche Fragen würden bei einer forensischen Begutachtung geklärt. Dazu gehöre auch die Frage, ob es wiederkehrende Konflikte im sozialen Umfeld gab, die durch eine besondere Persönlichkeitsstruktur geprägt waren.

„Auch akute Belastungen im Vorfeld einer Tat müssen beleuchtet werden“, erläuterte die Fachfrau. „Gab es berufliche oder private Probleme? Geldsorgen? Eine Trennungssituation? Längerfristige Streitereien mit relevanten Personen?“