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Ländervergleich Rückgang der Lebenserwartung während Corona

Von dpa Aktualisiert: 18.08.2022, 14:03
Eine Frau und ein Mann gehen an einem Wandbild im Stadtteil Kreuzberg vorbei.
Eine Frau und ein Mann gehen an einem Wandbild im Stadtteil Kreuzberg vorbei. Carsten Koall/dpa/Symbolbild

Potsdam/Berlin/Wiesbaden - Wie auch in anderen Bundesländern ist in Berlin und Brandenburg die durchschnittliche Lebenserwartung während der Corona-Pandemie gesunken. Der Rückgang bewegte sich vor allem in Brandenburg nach neuesten Daten im Ländervergleich tendenziell im oberen Bereich. Das geht aus Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung vom Mittwoch hervor.

Im Vergleich zu 2019 dürften demnach 2021 in Brandenburg geborene Jungen im Schnitt 76,84 Jahre alt werden. Das wären rund 1,2 Jahre weniger als bei den im Jahr vor der Pandemie geborenen Jungen. Bei Mädchen beträgt der Rückgang etwa 0,8 Jahre auf zuletzt 83 Jahre. In Berlin sank die Lebenserwartung den Berechnungen zufolge bei Jungen im Vergleich zu 2019 um rund 0,8 Jahre auf 78 Jahre, bei Frauen um etwas über 0,2 Jahre auf 83,43 Jahre.

Damit liegen die Werte zum Großteil über dem Bundesschnitt mit einem Minus von 0,61 Jahren bei Jungen und 0,37 Jahren bei Mädchen.

Für die ermittelte Lebenserwartung, die sich auf die im entsprechenden Jahr geborenen Menschen bezieht, wird bestimmt, welche durchschnittliche Lebenslänge sie erreichen würden, wenn die in einem Jahr verzeichneten altersspezifischen Sterblichkeitsraten über die nächsten 115 Jahre konstant gehalten würden.

Deutschlandweit sank die Lebenserwartung demnach im Verlauf des ersten Corona-Jahres 2020 bei Jungen um 0,2 Jahre auf 78,49 Jahre und bei Mädchen um 0,1 Jahr auf 83,36 Jahre. Als 2021 die Alpha- und Deltavarianten dominierten, sei sie bei Jungen um weitere 0,4 und bei Mädchen um 0,3 Jahre gesunken. Vor dem Beginn der Pandemie war die Lebenserwartung in Deutschland jährlich um etwa 0,1 Jahre gestiegen.

In den besonders von Corona-Wellen betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei neugeborenen Jungen rund eineinhalb Jahre niedriger, bei neugeborenen Mädchen etwas mehr als ein Jahr.

Eine sinkende Lebenserwartung von mehr als einem Jahr ist nach Einschätzung der Experten außerhalb von Kriegszeiten sehr ungewöhnlich. „Rückgänge in dieser Größenordnung wurden letztmals zum Ende der DDR verzeichnet“, erklärte der Forschungsdirektor am Bundesinstitut, Sebastian Klüsener. Die starken regionalen Unterschiede seien unter anderem mit der Infektionslage, den ergriffenen Corona-Maßnahmen und dem Verhalten der Bevölkerung zu erklären. Auch die Nähe zu stark betroffenen Nachbarländern wie etwa Tschechien und Polen spiele eine Rolle.