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Neuer „Schuldneratlas“ Rund 130.000 Thüringer überschuldet

Während bundesweit mehr Menschen überschuldet sind, bleibt die Lage in Thüringen stabil. Was der neue „Schuldneratlas“ zu Ursachen und Entwicklungen zeigt.

Von dpa 14.11.2025, 12:09
Laut Creditreform sind die finanziellen Puffer vieler Menschen aufgebraucht. (Symbolbild)
Laut Creditreform sind die finanziellen Puffer vieler Menschen aufgebraucht. (Symbolbild) Rolf Vennenbernd/dpa

Neuss/Erfurt - Die Zahl der Überschuldungsfälle in Thüringen ist entgegen dem Bundestrend nahezu gleich geblieben. Laut dem neuen „Schuldneratlas“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind aktuell rund 130.000 Menschen ab 18 Jahren im Freistaat überschuldet und damit etwa genauso viele wie im Vorjahr. Als überschuldet gilt, wer seinen finanziellen Verpflichtungen dauerhaft nicht nachkommen kann.

Thüringen weist den Angaben nach mit 7,44 Prozent die drittniedrigste Überschuldungsquote in Deutschland aus. Die geringste Quote hat Bayern (6,05 Prozent), die höchste Bremen (12,11 Prozent). 

Die bundesweite Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen, erhöhte sich von 8,09 auf 8,16 Prozent. 

Erster spürbarer Anstieg seit Jahren

Dem neuen „Schuldneratlas“ zufolge sind derzeit bundesweit 5,67 Millionen Menschen überschuldet – rund 111.000 oder zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Damit verzeichne Deutschland erstmals seit 2018 wieder einen spürbaren Anstieg. Nach Jahren multipler Krisen – Pandemie, Energiepreise, Inflation – seien Ersparnisse und Reserven vieler Verbraucher aufgezehrt, hieß es.

Eine überdurchschnittlich starke Zunahme wird bei jungen Menschen unter 30 Jahren und bei Älteren über 60 beobachtet. Die Zahl überschuldeter Verbraucher stieg aber in fast allen sozialen Gruppen – auch bei Menschen mit mittlerem oder überdurchschnittlichem Einkommen. „Wir sehen mittlerweile viele, die eigentlich gut situiert sind, aber ihre finanzielle Belastbarkeit überschätzt haben“, sagte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. 

Belastungsprobe für breite Bevölkerungsschichten

Creditreform rechnet damit, dass sich der negative Trend auch 2026 fortsetzen wird. Steigende Zinsen, hohe Lebenshaltungskosten und ein schwächerer Arbeitsmarkt dürften die Situation weiter verschärfen. 

Für seinen „Schuldneratlas“ wertet Creditreform anonymisierte Daten anhand amtlicher Register, von Online-Händlern und weiteren Quellen aus.