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Ursache noch unklar Untersuchungen nach Busunfall in Wiesbaden

Ein Fahrer verliert die Kontrolle über seinen Bus. Ein Mensch stirbt, 23 werden verletzt. Einen Tag nach dem Unfall sind die Hintergründe noch ungeklärt. Die streikenden hessischen Busfahrer setzten derweil ein Zeichen für die Angehörigen.

Von Bernadette Winter, dpa 22.11.2019, 16:07

Wiesbaden (dpa) - Nach dem schweren Busunfall am Wiesbadener Hauptbahnhof mit einem Toten und 23 Verletzten sucht die Polizei weiter nach der Ursache. Ein Sachverständiger sollte nach Polizeiangaben am Vormittag die beteiligten Busse überprüfen und die Unfallstelle untersuchen.

Auch ein Hubschrauber kam dabei zum Einsatz. "Die Unfallstelle wurde für den Verkehr kurz gesperrt, fotografiert und ausgemessen", sagte ein Polizeisprecher. Das diene der Rekonstruktion des Unfallhergangs. Zudem sollen Videos aus den Bussen ausgewertet werden. Vor kommender Woche sei jedoch nicht mit Ergebnissen zu rechnen, sagte der Sprecher.

Nach ersten Erkenntnissen hatte der Busfahrer am Donnerstagnachmittag vor dem Hauptbahnhof gehalten, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen, war dann aber beim Anfahren in den Gegenverkehr geraten. Er rammte zunächst drei entgegenkommende Autos, deren Fahrer jeweils leichte Verletzungen erlitten. Daraufhin fuhr der Gelenkbus über eine Grünfläche und prallte auf drei weitere Autos. Zwei Fahrer wurden leicht und eine Fahrerin schwer verletzt.

Im Anschluss krachte der Bus nach Polizeiangaben auf den hinteren Teil eines stehenden Busses, dessen Fahrer schwere Verletzungen erlitt. Neun Fahrgäste wurden ebenfalls leicht verletzt. Schließlich erfasste der 65 Jahre alte Busfahrer mit seinem Fahrzeug zwei Menschen an der Bushaltestelle, darunter einen 85-jährigen Mann, der später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlag. Die zweite Passantin erlitt leichte Verletzungen.

Der Unfallfahrer selbst wurde der Polizei zufolge schwer verletzt, fünf seiner Fahrgäste leicht. Es gebe bei dem Fahrer keine Hinweise auf einen Alkohol- oder Drogenmissbrauch, sagte der Polizeisprecher. Ein technischer Defekt könne noch nicht ausgeschlossen werden. Die Polizei geht derzeit von einem Gesamtschaden in Höhe von rund 50.000 Euro aus.

Bei einem Bus war der Tank aufgerissen. Es traten große Mengen Kraftstoff aus, die aufgefangen wurden. Eine großräumige Sperrung der Unfallstelle dauerte bis spät in die Nacht, es kam zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. Die beschädigten Autos und Busse wurden abgeschleppt. Für die Leichtverletzten und weitere Beteiligte wurde eine psychosoziale Betreuung bereitgestellt.

"Der Tank sollte bei Bussen eigentlich so eingebaut werden, dass er nicht aufreißen kann", sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Leitungen müssten geschützt werden, damit sie nicht abrissen, sonst genüge ein Funke, um einen Brand auszulösen. Busse seien nichtsdestotrotz relativ sichere Verkehrsmittel.

Die streikenden hessischen Busfahrer zeigten am Vormittag ihre Anteilnahme. Verdi-Verhandlungsführer Jochen Koppel teilte mit: "Sie sind mit ihren Gedanken bei den Unfallopfern. Der Familie des verstorbenen 85-jährigen Mannes drücken sie ihr Beileid aus." Die Streiklokale trugen Koppel zufolge Trauerflor. Die ESWE Verkehrsgesellschaft hatte am Vormittag einen Pressetermin zur Wiesbadener Busschule kurzfristig abgesagt. Man halte es "in diesem Umfeld nicht für angemessen über Verkehrssicherheit zu informieren", teilte das Unternehmen mit.