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Gesellschaft Viertel der Bevölkerung von Armut oder Ausgrenzung bedroht

Die Landesarmutskonferenz in Sachsen-Anhalt fordert eine stärkere Besteuerung von Vermögen und hohen Einkommen. Auch an anderen Stellen sehen Organisationen Handlungsbedarf.

Von dpa 04.02.2025, 10:58
In Sachsen-Anhalt ist ein Viertel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. (Archivbild)
In Sachsen-Anhalt ist ein Viertel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. (Archivbild) Waltraud Grubitzsch/dpa

Halle/Magdeburg - In Sachsen-Anhalt ist ein Viertel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. 2024 waren rund 554.000 Menschen beziehungsweise 25,8 Prozent der Bevölkerung betroffen, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr ist die Quote um 2,4 Prozentpunkte zurückgegangen.

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Haushaltsnettoeinkommens zur Verfügung hat. In Sachsen-Anhalt lag dieser Wert bei 1.378 Euro pro Person, für Haushalte mit zwei Erwachsenen mit zwei Kindern bei 2.893 Euro.

Landesarmutskonferenz sieht Bund gefordert

Die Landesarmutskonferenz Sachsen-Anhalt forderte die zukünftige Bundesregierung auf, mehr gegen soziale Ungleichheit zu tun. Vermögen und hohe Einkommen müssten stärker besteuert werden, nötig seien Investitionen in Bildung, soziale Sicherung und Infrastruktur, hieß es.

„Wir können es uns nicht leisten, weiter zuzusehen, wie private Vermögen wachsen, während wir als Gesellschaft um jeden Cent für soziale Sicherung ringen“, sagte die Sprecherin des Bündnisses, Barbara Höckmann. „In einem der reichsten Länder der Welt darf Armut keinen Platz haben. Es ist höchste Zeit, die Verantwortung für soziale Gerechtigkeit fair zu verteilen.“

Migranten beklagen Diskriminierung auf Arbeitsmarkt

Auch die Tafeln sehen Handlungsbedarf. Von Armut Betroffene würden sich genauso abschotten wie wohlhabende Menschen, sagte der Vorsitzende der Tafel Sachsen-Anhalt, Kai-Gerrit Bädje. „Eine gespaltene Gesellschaft tut niemandem gut. Jetzt ist es höchste Zeit, nicht nur über Armut zu reden, sie muss bekämpft werden.“

Das Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen verweist darauf, dass Menschen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen seien. „Viele stehen vor Hürden wie unzureichender Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikationen, Sprachbarrieren oder Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Dies führt oft dazu, dass sie in prekären Arbeitsverhältnissen oder Jobs unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten müssen“, sagte Geschäftsführer Mamad Mohamad.

Die Landesarmutskonferenz Sachsen-Anhalt ist ein Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Verbänden, Vereinen, Initiativen, Selbstvertretungen und wissenschaftlichen Institutionen aus Sachsen-Anhalt.