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Kriminalität Volkmarsen-Prozess: Opfer der Auto-Attacke über Druckwelle

Von dpa Aktualisiert: 25.09.2021, 08:27
Ein Streifenwagen der Polizei steht auf einer Straße.
Ein Streifenwagen der Polizei steht auf einer Straße. Guido Kirchner/dpa/Symbolbild

Kassel - Im Prozess um die Attacke mit einem Auto auf den Rosenmontagszug im nordhessischen Volkmarsen haben am Donnerstag weitere Zeugen vor dem Landgericht Kassel ausgesagt. Zwei Zeuginnen berichteten von einer Druckwelle, die sie erfasst und zu Boden geworfen habe. „Es war, als wenn ein ICE durch einen Bahnhof rast“, sagte eine Frau aus. Sie habe das Gefühl gehabt, jemand habe sie „komplett umgeschmissen“. Die heute 58-Jährige trug Prellungen und Hämatome durch den Sturz davon.

Ob das Tatfahrzeug oder etwas anderes die Druckwelle ausgelöst hat, konnte sie nicht sagen. Sie könne sich lediglich an einen sehr lauten Knall und die Welle erinnern. Sie habe nur einen Schatten gesehen, das Auto habe sie gar nicht realisiert. „Es ging alles so schnell“, sagte die Zeugin. Nach dem Vorfall sei sie „wie ein Eisblock, wie versteinert“ gewesen. Die Erinnerungen an die Attacke verfolgten sie bis heute. „Die Bilder kann man nicht vergessen.“

Eine weitere Zeugin berichtete von einem plötzlichen Druckgefühl auf der Brust. „Es war, als würde mich jemand schubsen“, sagte die 22-Jährige. Dann habe sie ein schnell fahrendes Auto wahrgenommen. Als Krankenschwester habe sie zunächst erste Hilfe geleistet. Später habe sie „über Stunden gezittert und gestottert“.

Der Angeklagte war laut Generalstaatsanwaltschaft am 24. Februar 2020 in eine Zuschauermenge und den Umzug gefahren. 90 Menschen, darunter viele Kinder, erlitten teils schwere Verletzungen. Weitere Opfer trugen seelische Wunden davon, die Ermittler gehen von insgesamt mehr als 150 Betroffenen aus. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem heute 31-Jährigen 91-fachen versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung in 90 Fällen sowie gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor. Das Motiv für die Tat ist bisher völlig unklar. Gegenüber Ermittlern äußerte sich der Angeklagte seit seiner Festnahme nach der Tat nicht.