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Tag der Kriminalitätsopfer Weißer Ring: Hohe Dunkelziffer bei Senioren als Betrugsopfer

Immer wieder geben sich Kriminelle als Polizisten aus und bringen vor allem ältere Menschen um Erspartes. Der Chef des Weißen Rings, Ex-BKA-Präsident Jörg Ziercke, erklärt, warum Senioren aus Sicht der Täter leichte Opfer sind.

Von Christian Schultz, dpa 17.03.2019, 11:17

Mainz (dpa) - Nach Einschätzung des Weißen Rings dürften in Deutschland weit mehr Senioren Trickbetrügern zum Opfer fallen als offizielle Statistiken zeigen.

"Tatsächlich spielt Scham eine Rolle, gerade bei dieser Generation", sagte der Bundesvorsitzende der Opferschutzorganisation, der frühere BKA-Präsident Jörg Ziercke, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Senioren stehen im Fokus des Tages der Kriminalitätsopfer am kommenden Freitag (22. März). Das Motto lautet "Ohne Furcht im Alter - damit Sie nicht Opfer werden".

Wer sich bewusst sei, dass er allein aufgrund seines Alters über ein größeres Maß an Lebenserfahrung verfüge, laufe eher Gefahr, sich zu schämen, wenn er Opfer eines Trickbetrugs oder -diebstahls geworden sei, sagte Ziercke. Insofern sei bei älteren Opfern von einer "recht hohen Dunkelziffer" auszugehen.

Straftäter schrieben Senioren oftmals Vermögenswerte zu und hätten auch deswegen diese Altersgruppe im Visier. "Zum anderen lassen mit zunehmendem Alter kognitive Fähigkeiten nach", sagte Ziercke. Kriminelle gingen davon aus, dass bei Älteren wirksame Abwehr- und Präventionsmechanismen fehlen, "sie so also vermeintlich leichte Beute sind, auch, weil in der Generation Ü70 beispielsweise nach wie vor großes Vertrauen in den Staat und seine Repräsentanten vorherrscht".

Das und auch die spontane Hilfsbereitschaft von Senioren machten sich Täter zunutze. "Ich denke da vor allem an die Maschen Enkeltrick, falscher Polizist oder falscher Handwerker, die perfiderweise diese vermeintlichen Schwächen auszunutzen versuchen." Auf dem Vormarsch sei das "Phänomen falscher Polizist".

Bei dieser Masche geben sich Kriminelle am Telefon als Polizisten aus. Durch technische Tricks kann es den Betrügern sogar gelingen, auf dem Telefondisplay der Angerufenen die Polizei-Notrufnummer 110 anzeigen zu lassen. Die Kriminellen sagen den Senioren am Telefon dann zum Beispiel, dass diese Opfer von Einbrecher werden könnten. Man solle Wertsachen lieber einem Polizisten übergeben, der demnächst an der Haustür vorbeischaue. Doch auch bei diesem vermeintlichen Polizisten handelt es sich um einen Kriminellen.

Die Polizei betont immer wieder, dass sie niemals per Telefon dazu auffordern würde, Geld vom Konto abzuheben oder zu überweisen. Auch solle man nicht der im Telefondisplay angezeigten Nummer vertrauen.

Erschreckend sei der Grad an Professionalität der Täter, sagte Ziercke. "In der Türkei gibt es beispielsweise Call-Center, die sich auf diese Form von Betrug spezialisiert haben." Um gerade ältere Menschen gezielt über falsche Polizisten aufzuklären, habe der Weiße Ring einen Kurzfilm zu dem Thema produziert, der ab Montag auf der Internetseite zu sehen sei. Auch die Münchner Polizei hatte zuletzt in einem Internet-Video vor falschen Polizeibeamten gewarnt. Das Video hatte sich zu einem wahren Online-Renner entwickelt.

Die kürzlich vorgestellte Kriminalstatistik in Thüringen für 2018 habe gezeigt, dass zumindest dort die Zahl der Senioren unter Kriminalitätsopfern seit ein paar Jahren kontinuierlich steigt, erklärte der Chef des Weißen Rings. "Bundesweit einschlägig sind dabei aber vor allem Vermögensdelikte." Bei anderen Delikten wie etwa Körperverletzung, Sexualdelikten oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit würden Menschen ab 60 Jahren verhältnismäßig selten als Opfer registriert. Das habe bundesweit auch die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2017 gezeigt.

Tag der Kriminalitätsopfer

Infos der Polizei zum Thema "Betrug durch falsche Polizisten"

Video der Polizei München auf Facebook