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Menschenschmuggel Zahl der Opfer der Lkw-Tragödie in Texas auf neun gestiegen

Tragödie in Texas: In brütender Hitze steht ein Lastwagen auf einem Supermarkt-Parkplatz. Im Laderaum sind Dutzende Menschen, ohne Wasser, ohne Kühlung - vermutlich Migranten aus dem Süden. Mindestens acht von ihnen sterben.

Von Ivonne Marschall, dpa 22.07.2017, 23:01

San Antonio (dpa) - Ein Telefonanruf eines Supermarkt-Mitarbeiters hat in Texas vermutlich 30 Menschen das Leben gerettet: Im Laderaum eines Lastwagens im US-Bundesstaat Texas fanden Polizei und Feuerwehr neun Tote. 30 weitere Menschen wurden dehydriert oder mit Hitzschlag ins Krankenhaus gebracht.

Bei den Toten handele es sich um vermutlich illegale Migranten, sagte Polizeichef William McManus vor der Presse. "Wir haben es hier wahrscheinlich mit Menschenschmuggel zu tun."

McManus zufolge waren 38 Menschen in dem Lastwagen, der Fahrer sei festgenommen worden. Den Fahrer und mögliche Hintermänner erwarteten Anklagen, sagte er. Über die Herkunft der Opfer machte er keine Angaben. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurden 17 Patienten in lebensbedrohlichem Zustand in Krankenhäuser gebracht. Bei 13 weiteren sei der Zustand ernst. San Antonios Feuerwehrchef Charles Hood hatte in der Nacht zunächst von 20 Menschen in "ernstem oder sehr ernstem Zustand" gesprochen.

Viele litten unter starker Dehydrierung und Überhitzung. "Unsere Rettungskräfte und Feuerwehrleute haben festgestellt, dass jeder von ihnen eine Herzfrequenz von mehr als 130 Schlägen in der Minute hatte", sagte Hood. "Wir können von Glück reden, dass wir nicht 38 Tote eingeschlossen in dem Lastwagen gefunden haben." Die Klimaanlage in dem Lastwagen habe nicht funktioniert, und es habe kein Wasser gegeben, so der Feuerwehrchef. Die Höchsttemperaturen im Süden von Texas lagen in den vergangenen Tagen bei 40 Grad Celsius.

Der Lastwagen wurde auf dem Parkplatz eines Supermarktes entdeckt. McManus sagte, ein Supermarkt-Mitarbeiter habe die Polizei gerufen, nachdem ihn eine Person aus diesem Lastwagen um Wasser gebeten hatte. Videoaufnahmen von Sicherheitskameras zeigten, dass zuvor Menschen aus dem Lastwagen von Autos abgeholt worden seien. Die Heimatschutz-Behörde ermittle ebenfalls, sagte der Polizeichef. Der Einwanderungs-Status der Menschen aus dem Laster werden überprüft. Wo der Lastwagen herkam und wie lange er sich schon in San Antonio befand, ist derzeit noch nicht bekannt.

Polizei und Feuerwehr durchkämmten auch die Umgebung des Parkplatzes, um nach Lastwagen-Insassen zu suchen, die möglicherweise vor den Behörden geflüchtet waren. Bei Tageslicht soll eine weitere Suchaktion folgen. Die geschmuggelten Menschen im Lastwagen seien kein Einzelfall, sagte McManus. "Glücklicherweise haben wir diesen entdeckt, und glücklicherweise haben Menschen das überlebt, aber es passiert die ganze Zeit."

San Antonio ist nur etwa 240 Kilometer auf dem Highway von der Grenze mit Mexiko entfernt. Jedes Jahr versuchen Tausende, illegal die Grenze zu überqueren. Geschätzt leben 11,1 Millionen illegale Migranten in den USA, davon mehr als 1,5 Millionen allein in Texas. Sie kommen vor allem aus Mexiko und Zentralamerika. Aufgrund der schärferen Kontrollen an der mehr als 3000 Kilometer langen Grenze, versuchen viele auf andere Art ins Land zu gelangen oder dort zu bleiben, sagen Einwanderungsexperten. Etwa, indem sie nach Ablauf ihres Visums nicht mehr ausreisen.

Die Zahl der Neuankömmlinge ist in den ersten Monaten nach der Wahl von Präsident Donald Trump gesunken. Im Juni 2017 griffen die Behörden an der Grenze zu Mexiko 16 000 Menschen auf, 53 Prozent weniger als im gleichen Monat im Vorjahr. Trump hatte im Wahlkampf den Bau einer Grenzmauer versprochen.