Prozesse Zwei Bundespolizisten sollen nach Schüssen vor Gericht
War das Einschlagen der Autoscheiben gerechtfertigt, 14 Schüsse auf das Auto aber nicht? Den Fall einer entgleisten Kontrolle an der deutsch-niederländischen Grenze soll ein Gericht klären.

Bunde - Nach Schüssen bei einer Kontrolle an der deutsch-niederländischen Grenze bei Bunde (Landkreis Leer) soll der Fall vor dem Amtsgericht Leer verhandelt werden. Zwei Bundespolizisten wird gemeinschaftliche Sachbeschädigung vorgeworfen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aurich auf Nachfrage bestätigte. Der Prozessbeginn sei jedoch noch nicht terminiert. Zuerst hatte die „Ostfriesen-Zeitung“ berichtet.
Bundespolizisten akzeptierten Strafbefehle nicht
Die zwei Beamten sollen Anfang Februar auf ein Auto geschossen haben, dessen Fahrer sich einer Kontrolle entziehen wollte. Nach Angaben der Sprecherin hatte die Staatsanwaltschaft Aurich gegen die beiden Männer im Alter von 27 und 41 Jahren zunächst Strafbefehle über je 60 Tagessätze zu 85 beziehungsweise 120 Euro beantragt. Die Beschuldigten legten dagegen Einspruch ein – weshalb nun ein öffentliches Hauptverfahren angesetzt wird.
Hintergrund ist ein Vorfall im Februar, als ein Autofahrer an der Grenze bei Bunde einer Kontrolle entkam. Ein Video zeigt, wie Polizisten versuchen, die Scheiben des Wagens einzuschlagen. Als ein Beamter eine Seitenscheibe eintritt, fährt das Auto los – kurz darauf sind Schüsse zu hören. Der 54-jährige Fahrer wurde später mit einer Nagelsperre gestoppt und festgenommen. Verletzt wurde niemand.
Staatsanwaltschaft: Schüsse waren nicht gerechtfertigt
Insgesamt sollen 14 Schüsse abgegeben worden sein, von denen fünf den Wagen trafen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das Einschlagen der Scheibe bewertete die Staatsanwaltschaft demnach als gerechtfertigt, die Schüsse hingegen nicht. Das Verfahren gegen zwei weitere Polizisten, die an der Kontrolle beteiligt waren, aber nicht von ihrer Schusswaffe Gebrauch machten, wurde eingestellt.
Die Ermittlungen hatten sich laut Staatsanwaltschaft über mehrere Monate hingezogen, weil auch in den Niederlanden ermittelt werden musste. Der Fall hatte bereits kurz nach dem Vorfall durch die Videoaufnahme große öffentliche Aufmerksamkeit ausgelöst.