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Aufruf an islamische Länder Bangladesch baut feste Unterkünfte für Rohingya-Flüchtlinge

Die Lage der nach Bangladesch geflüchteten Rohingya ist prekär. Soldaten sollen dafür sorgen, dass sie bei Monsunregen wenigstens ein Dach über dem Kopf haben. Bangladesch will allerdings, dass sie bald den Rückweg antreten können.

20.09.2017, 16:17

New York (dpa) - Tausende Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch schlafen bei Monsunregen im Freien oder in selbstgebastelten Notbehausungen - nun sollen Soldaten Lager für sie bauen.

"Die Armee wurde gebeten, die örtliche Verwaltung beim Bau von Unterkünften und von Straßen, die neue Flüchtlingslager verbinden sollen, zu unterstützen", sagte ein Armeesprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die vorhandenen Lager sind längst voll. Die Ministerpräsidentin des Landes, Sheikh Hasina, hofft derweil auf geschlossene Hilfe aus der islamischen Welt.

Bei einem Treffen der 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) am Rande der UN-Vollversammlung in New York sagte sie am Dienstag (Ortszeit): "Ich rufe die OIC-Länder auf, Einigkeit zu zeigen, um die Rohingya-Krise zu lösen, bevor es zu spät ist."

Seit dem 25. August flüchteten nach Angaben der Internationalen Flüchtlingsorganisation IOM mehr als 420 000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Myanmars Bundesstaat Rakhine in das überwiegend muslimische Nachbarland Bangladesch. Berichten zufolge brannten Myanmars Armee und Selbstjustiz-Mobs Rohingya-Dörfer nieder und schossen auf fliehende Menschen, nachdem Rohingya-Rebellen Polizei- und Militärposten angegriffen hatten. Die Armee sprach von einer "Räumungsoperation" gegen Terroristen.

Hasina sagte in New York, Myanmar vergrabe Landminen an der gemeinsamen Grenze, um die Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. Sie warf dem Nachbarland zudem eine ethnische Säuberung vor - eine systematische Vertreibung, die einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommt. Das hatten zuvor auch Menschenrechtler getan. Hasina rief Myanmar außerdem erneut dazu auf, die Rohingya wiederaufzunehmen. Myanmars Regierungschefin Aung San Suu Kyi hatte dies am Dienstag in einer Rede in der Hauptstadt Naypyidaw unter der Bedingung einer "Überprüfung" angeboten.

Die Rohingya sind staatenlos, seit das damalige Birma ihnen 1982 die Staatsbürgerschaft entzog. Sie leben vor allem in Rakhine an der Grenze zu Bangladesch - mehr als eine Million waren es bis vor wenigen Wochen. In jüngerer Vergangenheit hatte es bereits mehrfach größere Flüchtlingswellen gegeben. Nach hartem Vorgehen der Militärregierung waren 1978 schätzungsweise 200 000 und 1991 noch einmal 250 000 Rohingya vertrieben worden. Seit dem Ende der Militärdiktatur 2011 schüren buddistische Mönche den Hass auf die Volksgruppe. Bereits vor der aktuellen Massenflucht lebten rund 400 000 Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch.

In einem Telefonat mit Suu Kyi begrüßte US-Außenminister Rex Tillerson "die Zusage der birmanischen Regierung, die Gewalt im Staat Rakhine zu beenden und den durch die Gewalt Vertriebenen eine Heimkehr zu erlauben", wie seine Sprecherin mitteilte. Er habe zudem Regierung und Militär Myanmars aufgefordert, humanitäre Hilfe in den betroffenen Gebieten zuzulassen und auf die "zutiefst beunruhigenden Anschuldigungen über Menschenrechtsverletzungen" einzugehen.

Die Lage der Flüchtlinge in Bangladesch ist nach Angaben der Vereinten Nationen und von Hilfsorganisationen prekär: Die Lager sind voll; es fehlt an Zelten, Essen, Wasser und Medizin. Hinzu kommt Monsunregen. Etwa sechs von zehn der Flüchtlinge sind Kinder.

Einem Bericht der britischen Zeitung "The Guardian" zufolge setzte Facebook die Rohingya-Miliz "Arakan Rohingya Salvation Army" (ARSA) auf eine Liste "gefährlicher Organisationen". Demnach ordnete das soziale Netzwerk seine Moderatoren an, Inhalte der Rebellengruppe oder solche, die ARSA loben, zu löschen.

Die US-Nachrichtenseite "The Daily Beast" hatte berichtet, Facebook lösche Beiträge von Rohingya, die von der Gewalt gegen sie berichteten, und deaktiviere deren Profile. ARSA hatte am 10. September auf Twitter eine einmonatige Waffenruhe in Rakhine erklärt, um Hilfsorganisationen Zugang zu den Opfern zu ermöglichen.