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Bewältigung des Klimawandels Brot für die Welt fordert mehr Hilfe für arme Länder

Entwicklungshilfe reicht nicht: Die Industriestaaten müssten armen Ländern zusätzlich Geld zur Bewältigung der verheerenden Folgen des Klimawandels zahlen - und zwar "blank auf den Tisch", fordert die Präsidentin des Hilfswerks Brot für die Welt.

30.11.2019, 11:37
Jörg Carstensen
Jörg Carstensen dpa

Berlin/Rendsburg (dpa) - Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, hat massive Kritik an den Industrieländern und vor allem an US-Präsident Donald Trump geübt.

Als Folge des Klimawandels entstünden neben Kriegen auch zunehmend Hungerkrisen, armen Ländern werde aber nicht angemessen geholfen, sagte die Pfarrerin der Deutschen Presse-Agentur zur Eröffnung der Spendenaktion des Hilfswerks am Sonntag in Rendsburg in Schleswig-Holstein. Der Klimawandel sei ein zentraler Armutstreiber der Welt. Neben Entwicklungshilfe müssten die Industriestaaten daher zusätzliche Mittel bereitstellen, denn vor allem sie seien schuld am Klimawandel.

Die Kosten müssten hingegen zu weit über 80 Prozent arme Länder tragen, kritisierte die Theologin. "Wenn wir nicht entschieden genug und schnell genug handeln, um die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, machen wir immer größere Teile der Erde unfruchtbar und entziehen immer mehr Menschen auf der Welt die Lebensgrundlage", sagte Füllkrug-Weitzel. "Schon jetzt sind tatsächlich die Menschen, die am allerwenigsten jemals zum Klimawandel beigetragen haben, in ganz großem Maße dessen Opfer und müssen Kosten tragen, die die Weltbank im Jahr auf drei Milliarden US-Dollar schätzt."

US-Präsident Trump, der den Klimawandel bestreitet, warf sie ein extrem zerstörerisches Verhalten vor, weil dadurch ein Großteil der Finanzierung für die UN-Klimaarbeit und die internationale Klimafinanzierung wegfalle. "Er drückt sich einfach aus der Verantwortung heraus und er treibt immer weiter seine nationalistische Agenda vor sich her." Die USA mit ihren hohen CO2-Emissionen trügen große Mitverantwortung für den Klimawandel. Trump aber handele nach dem Motto: "Ich habe nichts damit zu tun, guckt ihr, wie ihr damit fertig werdet."

Füllkrug-Weitzel verlangte, Gelder für die Anpassungskosten an den Klimawandel dürften nicht - wie bisher meist auch von Deutschland - als Kredit an arme Länder fließen. "Dadurch treibt man die Menschen und Länder wieder in neue Schulden, das Geld muss blank auf den Tisch." Und es müsse endlich anerkannt werden, dass die Kosten für bereits entstandene Schäden jährlich stiegen, wenn nichts getan werde. Nötig seien Unterstützung und Zusatzleistungen zusätzlich zur Entwicklungshilfe. "Das wird zurzeit international noch nicht diskutiert, und auch die Bundesregierung gehört zu denen, die sich weigern, dieses Thema auf die Tagesordnung der internationalen Klimaverhandlungen zu nehmen", kritisierte Füllkrug-Weitzel.

In vielen Ländern müsse die Landwirtschaft komplett umgestaltet werden. In Süd-Bangladesch zum Beispiel hätten der steigende Meeresspiegel und starke Zyklone schon große Teile des Landes versalzen. "Die Menschen haben keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser und ihre Saat dort vergammelt." Am härtesten sei die Lage in Ländern, in denen Krieg herrsche. Am schlimmsten sei es derzeit im Jemen. Dort seien 80 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Rund 20 Millionen Menschen leiden an Hunger."

Rund 822 Millionen Menschen hungern laut Welthungerhilfe weltweit, darunter laut UN-Kinderhilfswerk Unicef rund 200 Millionen Kinder.