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Lastwagen gesprengt Fast 300 Tote nach Anschlag in Mogadischu

Nur langsam wird das Ausmaß des Anschlags in Somalia klar. Verletzte werden versorgt, Trümmer und ausgebrannte Autos beseitigt. Es ist der tödlichste Anschlag in Somalias Geschichte.

16.10.2017, 17:30

Mogadischu (dpa) - Bei dem verheerenden Anschlag in Somalia sind mindestens 276 Menschen getötet worden, aber die Zahl der Todesopfer könnte noch weiter steigen. Wie die somalische Regierung am Montag weiter mitteilte, wurden rund 300 weitere Menschen verletzt.

Aus Trümmern würden weiterhin Verletzte und Todesopfer geborgen, teilte die Ministerin für humanitäre Arbeit, Maryan Qasim, mit.

Es war der bislang tödlichste einzelne Angriff in Somalias jüngerer Geschichte. Zu dem Anschlag vom Samstag hat sich bislang keine Gruppierung bekannt. Die Regierung machte aber die Terrormiliz Al-Shabaab dafür verantwortlich.

Somalia ist seit Jahren von Konflikten und Terror gebeutelt. Die Terrorgruppe Al-Shabaab verübt immer wieder Anschläge gegen Zivilisten und Sicherheitskräfte. Sie kontrollieren Teile Somalias und wollen in dem Land am Horn von Afrika einen sogenannten Gottesstaat mit strikter Auslegung des islamischen Rechts errichten. Eine 22.000 Mann starke Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt die somalischen Streitkräfte im Kampf gegen Al-Shabaab.

Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Samstag in einem Lastwagen an einem der belebtesten Verkehrsknotenpunkte in Mogadischu in die Luft gesprengt. Etliche Fahrzeuge standen an der Kreuzung. In der Gegend befinden sich zudem Hotels, Läden, Restaurants und Regierungsgebäude. Die schwere Explosion beschädigte etliche Häuser und brachte einige zum Einsturz. Duzende Menschen waren unter den Trümmern begraben.

Die Regierung habe eine Notfallzenturm eingerichtet, das die Rettungsarbeit, den Austausch von Informationen und die Identifizierung von Opfern koordiniere und unterstütze, sagte Qasim. Mindestens 111 der Getöteten wurden bereits begraben, weil die Opfer nicht identifiziert werden konnten, wie die Regierung mitteilte.

Unter den Opfern waren unter anderem Journalisten. Ein Reporter sei getötet und mindestens fünf weitere seien verletzt worden, teilte die Nationale Union Somalischer Journalisten mit. "Wir sind schockiert über das beispiellose Ausmaß und die Brutalität dieses grauenvollen Angriffs", sagte der Leiter der Union, Omar Faruk Osman.

Bundeskanzlerin Merkel reagierte mit Entsetzen auf den Anschlag. Die "massenmörderische Tat" steche in ihrer Bösartigkeit besonders hervor, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Deutschland werde Somalia trotz aller Rückschläge weiter auf dem Weg zu einem demokratischen Prozess und zu innerstaatlicher Stabilisierung unterstützen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel verurteilte die "feige und verheerende Gewalt" aufs Schärfste.

Auch etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy verurteilten den Anschlag und sprachen ihre Solidarität mit Somalia aus. Die Türkei schickte zudem Hilfe nach Somalia. Die Hilfsorganisation Türkischer Rothalbmond und die türkische Katastrophenschutzbehörde evakuierten nach eigenen Angaben 34 Menschen zur medizinischen Behandlung in die Türkei.