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Attacke auf Militärparade Iran kritisiert verhaltene Reaktion Europas auf Anschlag

Nach einem Anschlag auf eine Militärparade im Iran macht Teheran die USA und Nachbarstaaten verantwortlich. Auch europäische Diplomaten werden ins Außenamt einbestellt.

23.09.2018, 11:19

Teheran (dpa) - Der Iran hat den Westen wegen seiner verhaltenen Reaktion auf den Anschlag in der Stadt Ahwas am Samstag kritisiert, den Teheran als Terrorangriff wertet.

"Wieso wird solchen Anschlägen in Europa so viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber nicht anderswo", fragte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi laut Webportal des Ministeriums am Sonntag. Bei Terrorangriffen sollte es keinen Unterschied zwischen Ländern, Menschen und besonders den Opfern solcher Anschläge geben, sagte der Sprecher.

Zuvor hatte die iranische Führung in Teheran am Samstagabend diplomatische Vertreter dreier europäischer Staaten einbestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna vom Sonntagmorgen waren die Botschafter Dänemarks und der Niederlande sowie der britische Geschäftsträger betroffen. Die iranische Führung habe damit protestiert, "dass die drei Staaten einigen Mitgliedern der Terrorgruppe, die für den Anschlag in Ahwas verantwortlich zeichne, Zuflucht gewährten".

"Es ist nicht akzeptabel, dass die Europäische Union Mitglieder dieser Terrorgruppen nicht auf eine schwarze Liste setzt, solange diese auf europäischem Boden keine Straftaten begehen", wurde Außenamtssprecher Bahram Qasem zitiert.

Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. Er machte dafür eine "Konspiration durch US-gestützte Regimes in der Region" verantwortlich, die im Land Unsicherheit schüren wollten.

Bei dem Anschlag wurden am Samstag nach offiziellen Angaben mindestens 25 Menschen getötet. Von einem Park aus schossen die Täter auf eine Gruppe von Mitgliedern der iranischen Revolutionsgarden, wie die Nachrichtenagentur Tasnim mitteilte. Nach Angaben der Agentur Irna sind beim Anschlag in Ahwas nicht nur Soldaten unter den Opfern, sondern auch Zivilisten, unter ihnen Kinder. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.

Der Anschlag ist der schwerste dieser Art im Iran in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2017 hatten IS-Anhänger in der Hauptstadt Teheran das iranische Parlament und das Mausoleum des Revolutionsführers Ruhollah Chomeini angegriffen. Damals kamen 18 Menschen ums Leben.

Bei den Tätern handelt es sich nach Angaben der Revolutionsgarden um vier Mitglieder einer sunnitischen Separatistengruppe namens "Al-Ahwasieh". Die Gruppe hat mittlerweile die Verantwortung für den Angriff übernommen. Laut Teheran wird die Gruppe von Saudi-Arabien unterstützt. Ihre Mitglieder sollen Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sein.

Wenige Stunden nach der Tat bekannte sich dann der IS über sein Sprachrohr Amak zu dem Anschlag. Für die sunnitische Terrormiliz ist der schiitische Iran ein Erzfeind. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz.

Über das Schicksal der vier Schützen gibt es unterschiedliche Berichte. Zunächst hieß es, zwei seien erschossen und zwei verhaftet worden. Das Staatsfernsehen berichtete später, dass alle vier getötet worden seien.