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IS reklamiert Tat für sich Messerattacke in Frankreich: Mann tötet Mutter und Schwester

Die Terrormiliz Islamischer Staat beansprucht die Bluttat umgehend für sich - doch die französischen Behörden scheinen bislang nicht von einem terroristischen Motiv überzeugt. Die zwei getöteten Opfer gehörten zur Familie des Mannes.

23.08.2018, 21:50

Trappes (dpa) - Nach der tödlichen Messerattacke eines Mannes gegen zwei Angehörige in Frankreich hat die Polizei den Täter erschossen. Der 36 Jahre alte Angreifer tötete am Donnerstag im Umland von Paris seine Mutter und seine Schwester und verletzte einen weiteren Menschen schwer.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Bluttat in Trappes für sich. Innenminister Gérard Collomb äußerte jedoch Zweifel an einer Verbindung des Angreifers zu einer Terrororganisation und berichtete von schweren psychischen Problemen des Täters.

Auch die Ermittler stuften die Attacke in der 32.000-Einwohner-Stadt westlich der französischen Hauptstadt zunächst nicht als Terrorfall ein. Die Staatsanwaltschaft von Versailles leitete eine Untersuchung wegen Mordes und versuchten Mordes ein, wie die Zeitung "Ouest-France" unter Berufung auf eine Mitteilung der Behörde berichtet. Der für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwalt François Molins informierte sich zwar vor Ort über die Ermittlungen, zog den Fall aber nicht an sich.

Laut übereinstimmenden französischen Medienberichten gehen die Ermittler dem Verdacht nach, dass ein Familienstreit das Motiv gewesen sein könnte. Collomb sagte vor Journalisten, nach Untersuchung seiner Wohnung und seines Telefons werde man mehr wissen über den möglichen Konflikt in der Familie.

Das Profil des Mannes sei eher das eines Gestörten mit psychiatrischer Vorgeschichte als das von jemandem, der den Anweisungen einer Terrororganisation folgt, teilte der Minister auf Twitter mit. Er berichtete, dass der Täter den Behörden wegen Verteidigung von Terrorismus bekannt gewesen sei - laut Staatsanwaltschaft wurde ein entsprechendes Verfahren allerdings 2016 eingestellt. Die Behörde bestätigte laut "Ouest-France" aber, dass der Täter den Polizisten "Gott ist groß" auf Arabisch zugerufen habe.

Die Polizei war wegen eines Streits auf der Straße zum Tatort gerufen worden und fand dort zwei am Boden liegende Opfer. Der 36-Jährige befand sich zu diesem Zeitpunkt im Haus seiner Mutter, wo er sie getötet habe, sagte Collomb. Er sei mit dem Messer wieder herausgekommen und trotz Warnungen der Beamten nicht stehengeblieben - daraufhin habe die Polizei geschossen. Das schwer verletzte dritte Opfer gehörte nicht zur Familie des Täters.

Der IS verkündete über sein Sprachrohr Amak im Internet, ein IS-Kämpfer habe die Tat begangen. Die Echtheit der Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass der IS eine Gewalttat für sich beansprucht, bei der Ermittler keine Verbindung zu der Terrororganisation sehen. So war es etwa bei einer Messerattacke in Hamburg im Oktober 2016 und beim Attentat von Las Vegas, wo ein Mann im Oktober 2017 auf Gäste eines Festivals geschossen hatte. Am Vorabend des Messerangriffs von Trappes hatte der IS angeblich die erste Audiobotschaft seines Anführers Abu Bakr al-Bagdadi nach fast einem Jahr veröffentlicht.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von islamistischen Terroranschlägen. Im Mai hatte ein Angreifer im Zentrum von Paris Passanten mit einem Messer angegriffen - er tötete einen Menschen und verletzte vier weitere, bevor die Polizei ihn erschoss. Anti-Terror-Experten übernahmen die Ermittlungen, der IS hatte auch diese Attacke für sich reklamiert.

Mitteilung der Präfektur, Frz.

Tweet Innenminister zum Profil des Täters, Frz.

Tweet Innenminister Collomb, Frz.

Tweet der Polizei, Frz.

Weiterer Tweet der Polizei, Frz.

Bericht Europe 1, Frz.

Bericht BFMTV, Frz.

Bekannter des Angreifers bei BFMTV, Frz.

Bericht "Ouest-France" mit Zitaten der Staatsanwaltschaft, Frz.