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Vorwürfe an Boris Johnson Nach Trump-Kritik: Britischer Botschafter in USA wirft hin

Der US-Präsident hatte ihn als "dummen Kerl" und "aufgeblasenen Deppen" beschimpft. Nun wirft der oberste britische Diplomat in Washington hin. Spielte eine Äußerung des Premierminister-Kandidaten Boris Johnson eine Rolle bei der Entscheidung?

10.07.2019, 18:31
Kim Darroch hat sein Amt nach dem Streit mit Donald Trump niedergelegt. Foto: Niall Carson/PA Wire
Kim Darroch hat sein Amt nach dem Streit mit Donald Trump niedergelegt. Foto: Niall Carson/PA Wire PA Wire

London/Washington (dpa) - Der britische Botschafter in den USA, Kim Darroch, hat nach heftigen persönlichen Attacken durch US-Präsident Donald Trump sein Amt niedergelegt. Das teilte das Außenministerium in London am Mittwoch mit.

"Die derzeitige Situation macht es mir unmöglich, meine Rolle so auszufüllen, wie ich es gerne würde", schrieb Darroch in seinem Rücktrittsgesuch. Vorausgegangen war ein Streit zwischen London und Washington über durchgesickerte Botschafterdepeschen. Trump hatte den britischen Diplomaten wegen dessen kritischer Einschätzung zur US-Regierung auf Twitter unter anderem als "dummen Kerl" und "aufgeblasenen Deppen" bezeichnet.

Premierministerin Theresa May sprach von einem "Anlass für großes Bedauern". Das gesamte Kabinett habe Darroch das volle Vertrauen ausgesprochen. Der britische Außenminister Jeremy Hunt teilte mit, er sei "zutiefst betrübt" über den Rücktritt.

Aus dem US-Außenministerium hieß es lediglich knapp, die USA und Großbritannien hätten eine Verbindung, die größer sei als jede Einzelperson und man freue sich darauf, diese Partnerschaft fortzusetzen. "Wir bleiben der besonderen Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich sowie unserer gemeinsamen globalen Agenda verpflichtet."

Kritik wurde an Boris Johnson laut. Der Ex-Außenminister und Favorit für die Nachfolge Mays hatte sich in einem TV-Duell am Dienstag nicht darauf festlegen wollen, den Botschafter trotz der Trump-Kritik im Amt zu belassen. Medien spekulierten, Johnsons Äußerung könnte den Ausschlag für die Entscheidung des Botschafters gegeben haben. Außen-Staatssekretär Alan Duncan warf Johnson vor, er habe Darroch fallenlassen. Hunt, der im Rennen um die May-Nachfolge gegen Johnson antritt, hatte Trumps Äußerungen hingegen auf Twitter als "respektlos und falsch" verurteilt und angekündigt, den Botschafter nicht vorzeitig abzuberufen, sollte er Premierminister werden.

Die britische Zeitung "Mail on Sunday" hatte am Wochenende aus vertraulichen Memos des Botschafters zitiert. Darin wird die Regierung Trump als "unfähig" bezeichnet. Der Präsident strahle Unsicherheit aus und agiere ungeschickt, schrieb Darroch demnach. Die Einschätzungen stammen den Angaben zufolge aus dem Zeitraum von 2017 bis in die Gegenwart.

Trump hatte mit scharfen Twitter-Tiraden reagiert. Unter anderem kündigte er an, nicht mehr mit dem britischen Diplomaten zusammenzuarbeiten. Darroch wurde zudem von einem Staatsbankett ausgeladen. Die Teilnahme an einem Treffen zwischen Trump-Tochter Ivanka und dem britischen Handelsminister Liam Fox sagte er daraufhin von sich aus ab.

Trump attackierte auch Regierungschefin May und ihren Brexit-Kurs heftig: "Ich habe Theresa May gesagt, wie sie den Deal machen soll, aber sie hat ihren eigenen dummen Weg gewählt - hat es nicht hinbekommen. Ein Desaster!" Zuvor hatte Trump schon frohlockt, es gebe da eine "wundervolle Nachricht": Bald werde Großbritannien einen neuen Premierminister haben.

In Großbritannien geht derweil die Suche nach einer undichten Stelle innerhalb der dortigen Regierung weiter. Der britische Vizeregierungschef David Lidington sagte, er hoffe, dass der Verantwortliche für die Weitergabe der vertraulichen Depeschen mit "allen angemessenen disziplinarischen und falls notwendig rechtlichen Sanktionen" belegt werde.

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