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Nach Giftanschlag Nawalny nennt Schröder "Laufbursche Putins"

Dass der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder im Fall der Fälle Partei für den russischen Präsidenten ergreifen würde, war wenig überraschend. Umso deutlicher fällt nun die Kritik des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny am Altkanzler aus.

07.10.2020, 13:55

Berlin (dpa) - Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) heftig kritisiert. "Gerhard Schröder wird von Putin bezahlt. Aber wenn er jetzt versucht, diesen Giftanschlag zu leugnen, ist das wirklich sehr enttäuschend", sagte Nawalny der "Bild" (Mittwoch).

Schröder ist ein Freund Putins und unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft. Er hatte in Zusammenhang mit möglichen Sanktionen in seinem Podcast kürzlich darauf hingewiesen, dass die Verantwortung für die Vergiftung Nawalnys mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok noch nicht geklärt sei: "Was gegenwärtig gemacht wird, sind ja wesentlich Spekulationen, weil (...) gesicherte Fakten gibt es ja nicht, jedenfalls nicht über die Tatsache, wer verantwortlich ist für diesen Anschlag auf Herrn Nawalny." Russland und Präsident Wladimir Putin persönlich stehen international in der Kritik.

Am Dienstag hatte auch die Chemiewaffen-Kontrollbehörde OPCW bestätigt, dass der Kremlgegner mit einem chemischen Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Russische Geheimdienstler und Regierungsmitglieder hatten mehrfach betont, dass alle Vorräte des zu Sowjetzeiten entwickelten Gifts vernichtet worden seien.

Schröder wies am Mittwoch Nawalnys in der "Bild" geäußerte Behauptung entschieden zurück, er erhalte "verdeckte Zahlungen von Putin": "Ich habe Verständnis für die schwierige persönliche Situation, in der sich Herr Nawalny befindet. Seine Interview-Aussagen in der "Bild-Zeitung" und bei bild.de über angebliche „verdeckte Zahlungen“ sind jedoch falsch. Er selbst sagt, dass er für seine Unterstellungen keine Belege habe", so Schröder in einer auf linkedin.de veröffentlichten Stellungnahme.

Nawalny hatte der "Bild" gesagt: "Er ist immerhin der ehemalige Kanzler des mächtigsten Landes in Europa. Jetzt ist Schröder ein Laufbursche Putins, der Mörder beschützt." Er habe keinen Zweifel daran, dass Schröder verdeckte Zahlungen von Putin bekomme, Beweise habe er aber keine. "Das ist meine persönliche Meinung als Anwalt, der Rosneft und Gazprom mehrere Jahre lang untersucht hat. Ich habe kein Dokument, auf dem schwarz auf weiß steht: Hier, Herr Schröder, das ist ihre Aktentasche voller Geld. Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass Schröder verdeckte Zahlungen bekommt."

Schröder hatte mit dem russischen Präsidenten während seiner Zeit als Kanzler eng zusammengearbeitet und ist bis heute mit ihm befreundet. Der frühere SPD-Chef übernahm nach dem Ende seiner politischen Laufbahn Führungsaufgaben in der russischen Energiewirtschaft. Neben seinem Posten beim Pipeline-Projekt Nord Stream 2 ist er Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft sowie Aufsichtsratschef der bereits bestehenden Ostsee-Pipeline Nord Stream.

© dpa-infocom, dpa:201007-99-855531/4