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Nahost-Konflikt Trump: Serbien verlegt Botschaft in Israel nach Jerusalem

US-Präsident Trump verkündet einen Erfolg im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo: Beide Länder einigen sich demnach auf die Normalisierung ihrer Wirtschaftsbeziehungen. Serbien macht Trump im Wahlkampf außerdem ein wichtiges Zugeständnis im Nahost-Konflikt.

04.09.2020, 18:58

Washington (dpa) - Serbien verlegt nach Angaben von US-Präsident Donald Trump nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem.

Trump sagte am Freitag bei einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und dem kosovarischen Ministerpräsidenten Avdullah Hoti im Weißen Haus, noch in diesem Monat werde Serbien ein Handelsbüro in Jerusalem öffnen. Bis Juli kommenden Jahres solle dann die Botschaft Serbiens nach Jerusalem umziehen. Serbien und der Kosovo einigten sich nach Angaben Trumps außerdem auf eine Normalisierung ihrer Wirtschaftsbeziehungen.

Nach israelischen Angaben wäre Serbien das erste europäische Land, das eine Botschaft in Jerusalem eröffnet. "Das ist fantastisch", sagte Trump. "Wir wissen das sehr zu schätzen." Der US-Präsident teilte nach dem Dreier-Treffen im Weißen Haus mit, der mehrheitlich muslimische Kosovo und Israel hätten zudem vereinbart, ihr Verhältnis zu normalisieren und diplomatische Beziehungen aufzunehmen.

Trump hatte Jerusalem Ende 2017 einseitig als Hauptstadt Israels anerkannt und im Mai 2018 die US-Botschaft aus Tel Aviv aus dorthin verlegt. Seitdem boykottieren die Palästinenser die US-Regierung. Trump führt die Verlegung der US-Botschaft im US-Wahlkampf als einen wichtigen Erfolg seiner Regierung an.

Jerusalem beherbergt bedeutende religiöse Zentren für Judentum, Islam und Christentum. Seit 1967 hält Israel neben dem westlichen auch den arabisch geprägten Ostteil. Der Status der Stadt ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als seine "ewige und unteilbare Hauptstadt". Den Anspruch der Palästinenser auf den Ostteil als künftige Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaats lehnt Israel ab.

Mit Blick auf die Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo sprach Trump von einem "historischen Tag". Nach Jahren gescheiterter politischer Verhandlungen habe seine Regierung vorgeschlagen, sich auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und auf wirtschaftliches Wachstum zu konzentrieren, um die Differenzen zu überwinden, sagte Trump. Vucic, Hoti und Trump unterzeichneten am Freitag eine entsprechende Vereinbarung.

Trump sagte, mit der Vereinbarung hätten Serbien und der Kosovo "ihre Länder, den Balkan und die Welt" sicherer gemacht. Er freue sich darauf, beide Länder "in nicht allzu ferner Zukunft" zu besuchen. Serbien verweigert dem heute fast ausschließlich von Albanern bewohnten Kosovo die Anerkennung, seitdem sich dieses mit Nato-Hilfe 1999 von Serbien losgelöst und 2008 für unabhängig erklärt hat.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte nach Angaben eines Sprechers dem serbischen Staatschef für dessen Entscheidung, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Netanjahu würdigte auch Trump für dessen Beitrag. Trump sagte: "Ich denke, wir werden großartigen Frieden im Nahen Osten haben."

Vucic und Hoti hatten sich zu zweitägigen Gesprächen in Washington getroffen, die am Freitag endeten. Das Treffen - das ursprünglich bereits im Juni stattfinden sollte, dann aber verschoben wurde - ging auf eine Initiative des US-Diplomaten Richard Grenell zurück. Grenell war früher Botschafter in Deutschland und fungiert jetzt als Sonderberater Trumps für Serbien und den Kosovo.

© dpa-infocom, dpa:200904-99-436254/2