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UN: Im Oktober mehr Mittelmeer-Flüchtlinge als je zuvor

Der Andrang der Flüchtlinge wächst und wächst. Für Oktober registrierten die Behörden einen neuen Rekord. Ein entscheidender Faktor: Die deutsche Flüchtlingspolitik.

02.11.2015, 17:16

Genf/Athen (dpa) - Die Sorge vor einer Änderung der bisher großzügigen deutschen Flüchtlingspolitik hat die Zahl der Schutzsuchenden auf ein Rekordniveau steigen lassen. Allein im Oktober flohen nach UN-Angaben rund 218 400 Menschen übers Mittelmeer nach Europa - fast so viele wie im gesamten Vorjahr.

Das sei die höchste Zahl seit dem Ausbruch der Syrien-Krise in nur einem Monat, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), William Spindler, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Genf. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ertranken in den ersten zehn Monaten 2015 mindestens 3329 Flüchtlinge im Mittelmeer - mehr als im gesamten Vorjahr (3279 Tote).

Ein Grund für den Anstieg der Migrantenzahlen ist nach Angaben von UNHCR die humanitäre Flüchtlingshilfe in Deutschland. Die Tatsache, dass Deutschland eine sehr generöse Asylpolitik hat, gehört mit zu den Faktoren, sagte Spindler. Viele Flüchtlinge hätten sich aus Furcht vor einem demnächst restriktiveren Vorgehen Deutschlands beeilt, noch rechtzeitig nach Europa zu gelangen.

Auch das Näherrücken des Winters spiele eine Rolle. Zudem habe sich die Versorgungssituation in Lagern der Nachbarländer Syriens verschlechtert.

Die weitaus meisten Flüchtlinge seien auch im Oktober von der Türkei aus nach Griechenland gekommen. Den letzten traurigen Rekord dieser Art habe das UNHCR im September mit 172 843 Mittelmeer-Flüchtlingen verzeichnet. Insgesamt haben laut UNHCR in diesem Jahr mehr als 744 000 Flüchtlinge Europa erreicht - die meisten kamen aus Syrien.

Allein in den vergangenen drei Tagen wurden mehr als 1400 Flüchtlinge aus den Gewässern der Ägäis gerettet. Freiwillige Helfer, Einwohner und Beamte der griechischen Küstenwache beteiligten sich an den Hilfseinsätzen, wie die Küstenwache am Montag mitteilte. Für Dutzende Menschen sei aber jede Hilfe zu spät gekommen. Unter den Opfern seien auch zahlreiche Kinder, hieß es.

Am Montagmorgen erreichte ein Fischerboot mit rund 200 Menschen an Bord die Küste der Insel Rhodos. Einwohner eilten zur Hilfe und bildeten eine Menschenkette, um Kleinkinder an Land zu bringen, wie örtliche Medien berichteten.

Seit vergangenem Freitag sind nach neuesten Angaben der Küstenwache mindestens 62 Menschen vor der griechischen Küste umgekommen. Das schlimmste Unglück ereignete sich in der Nacht zum Samstag: Nach dem Kentern eines großen Fischerbootes vor der Insel Lesbos kamen 49 Menschen ums Leben, darunter auch 20 Kinder. Weitere 19 Flüchtlinge ertranken am Sonntag vor den Inseln Kalymnos und Samos.